Einigen wenigen ist es zu eigen: Dass sich alle Blicke auf sie richten, sobald sie den Raum betreten; dass ihnen die Aufmerksamkeit aller gewiss ist, sobald sie das Wort erheben. Jochen Malmsheimer ist so einer, auf den alles zuläuft wie die französischen Straßen nach Paris. Schon vermöge seiner wuchtigen Statur samt eindrucksvollem Bart, dann dank seines Auftritts und seiner Gestik, zuvorderst aber vermittels dieser seiner Stimme, der alles vom zartesten Säuseln bis zum gewaltigen Donnern zu Gebote steht. Weil diese Stimmgewalt einhergeht mit einer konkurrenzlosen Fähigkeit zu Sprachschöpfung, Sprachdrechselei und dem Sprachspiel, ist Malmsheimer inzwischen eine Galionsfigur der Kabarettszene. Niemand sonst vermag, derart komisch Triviales in gestelzte Hochsprache zu verpacken und vice versa.
Im Lustspielhaus stellte er nun sein neues Programm "Dogensuppe Herzogin - ein Austopf mit Einlage" vor. Der wie immer verschraubte Titel spielt damit, dass Malmsheimer sich des, wie er sagt, "allerstinklangweiligsten Literaturgenres" angenommen hat, des Reiseberichts. Eine Busfahrt mit seiner Frau vom Ruhrpott nach Venedig gibt - dies wohl erstmals in seinen Programmen - einen tragfähigen Rahmen ab für Alltagsbeobachtungen, Abschweifungen (etwa zur eigenen Kindheit mit Raumschiff Enterprise, Daktari und den Karl-May-Filmen), Traumsequenzen und die wichtige, große Botschaft, die er auch noch transportieren will. Was unzeitgemäß sein mag, dafür umso wichtiger ist.
Führt Malmsheimer doch das aus der Dummheit geborene Unheil unserer Gegenwart auf mangelnde Bildung zurück, Wissensbildung, aber vor allem Herzensbildung. Dass Lesen da der Zugang zur Welt und der Ausgang aus dem Unglück sei, das führt er mit der Verwandlung der Buspassagiere in Literaturhelden von Robin Hood bis Sherlock Holmes vor. Ein grandioses Plädoyer für Aufklärung und Vernunft wird das, mal ganz ohne großes Donnern. Dafür umso wirkungsvoller und berührender.