Kurzkritik:Heiteres Düster

Die Zukunftsszenarien des Kabarettisten Severin Groebner

Von Oliver Hochkeppel

Der Gitarren-Rock zum Einstieg passt. Erklärt Severin Groebner doch gleich zu Beginn seines neuen Programms "Gut möglich" in der Lach- und Schießgesellschaft, er habe eigentlich zum "Club der 27er" gehören wollen, also zu den vielen, alle mit 27 gestorbenen Pop-Ikonen wie Janis Joplin oder Amy Whinehouse. Dass er jetzt 50 werde, sei nie geplant gewesen. Es habe ihm aber die "Weltberühmtheit" gefehlt, und ohne die "hat es ja keinen Sinn, zu sterben". Wenn es also womöglich nochmal 50 Jahre weitergehen muss, erhebt sich die Frage, wie. Genau das dekliniert Groebner in den folgenden 90 Minuten mit fünfeinhalb verschiedenen Szenarien durch.

Ziemlich komplex sind die. Diverse Untergangsszenarien, mal von der Klimakatastrophe, mal von der Überbevölkerung, mal vom allgemeinen geistigen Verfall angesteuert, ebenso wie Öko- oder Technik-Paradiese durchschreitet er in den verschiedensten persönlichen Aggregatzuständen. Trotzt ihnen mal durch Reichtum (als Erfinder des schwer nach Falco klingenden "Alco-Pop" oder des besten Witzes der Welt), mal durch Schläue. Oder scheitert im Angesicht der möglichen Revolutionen oder der Fragen der nächsten Generationen.

Genau betrachtet sind Groebners überbordende, mal saukomische, mal düstere Gedankenspielereien natürlich gar kein Blick in die Zukunft. Sondern eine an der Fiktion gespiegelte Projektion der Zustände und Ängste, die uns ganz aktuell beschäftigen. Und wie es sich für einen Wiener - selbst wenn er seit langem in Deutschland lebt - gehört, landet Groebner am Schluss beim Tod und der Sinnsuche. Amy Whinehouse' "Back To Black" ist da als Schlussmusik nur folgerichtig. Zum schwarzen Humor ist eben auch Groebner zurückgekehrt, auf sehr kluge und faszinierende Art (noch bis 12. September).

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