Kurzkritik:Große Jungs

"Absolute Giganten" im Zentraltheater

Von Sabine Leucht

Die Bude ist voll, ein Zusatztermin angesetzt. Ob es daran liegt, dass Sebastian Schippers Filmregie-Erstling "Absolute Giganten" trotz Hamburger Wurzeln auch in München Kult ist, oder ob die Leute das Zentraltheater wegen "Sturm der Liebe" stürmen, lässt sich nicht eruieren. Jedenfalls kommen die Fans der Soap nicht umsonst. Die Serien-Promis Sandro Kirtzel und Franz-Xaver Zeller statten die besten Freunde Floyd und Walter mit jungenhafter Sehnsucht und Unbehaustheit aus, die der ihrer Film-Vorbilder Frank Giering und Antoine Monot, Jr. in nichts nachsteht. Der emotionale Überschwang gehört ganz dem Quecksilber Ricco, den Jonas Stenzel gebührend nervig spielt und sich in unsäglichen Raptexten und sexistischem Gewitzel verheddern lässt.

Die aus Hamburg stammende Regisseurin Lea Ralfs bringt die 20 Jahre alte Geschichte über die letzte Nacht einer großen Freundschaft, die zugleich eine Liebeserklärung an das Unperfekte und die Unbedingtheit der Jugend ist, mit viel Schwung auf die kleine Bühne; mit einem prima Gefühl für szenischen Rhythmus und der nötigen Portion Abstraktion. Denn die Großstadtbilder, die naturalistischen Milieus und Walters schrottiger Ford Granada fehlen dort ebenso wie die Möglichkeit des Zooms auf Gesichter, die gerade "die geilste Zeit" ihres Lebens verrinnen sehen.

Statt dessen sitzen die drei großen Jungs im Roadmovie-Part auf mit Sicherheitsabsperrbändern verkleideten Stufen und hüpfen synchron, während fünf Absolventen der dem Theater angeschlossenen Schauspielschule alle Nebenrollen übernehmen - von Riccos tyrannischem Chef in der Burger-Klitsche über Walters italienische Nonna (mit Riesen-Suppentopf) bis hin zu Kneipen- oder Elvis-Zombies. Die sind schon in Schippers Film als Karikaturen angelegt, die hier aber leider oft angepappt wirken oder verwackeln. Auch geht das Tempo ein wenig auf Kosten der Melancholie, die Teile des Originalsoundtracks in den Abend hineintragen - und Kirtzels traurige Augen.

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