Kurzkritik:Große Intensität

Die Münchner Symphoniker mit dem Cellisten Maximilian Hornung

Von Klaus Kalchschmid

Obwohl vor zehn Jahren prominent eingespielt von Gautier Capuçon, ist Victor Herberts zweites Cellokonzert, komponiert 1894, die Entdeckung beim Konzert der Münchner Symphoniker unter Kevin John Edusei im Herkulessaal. Nicht zuletzt dank Maximilian Hornung. Zwei hochvirtuose, anspruchsvolle, schnelle und effektvolle Ecksätze mit durchaus überschaubarem, aber geschickt variiertem Material rahmen bei diesem Werk einen ausdrucksvoll langsamen. Dem weitaus bekannteren einzigen Cellokonzert von Antonín Dvořák aus dem Jahr 1879 ist dieses Opus durchaus ebenbürtig.

Man hört, dass die Symphoniker und Hornung es nicht zum ersten Mal gemeinsam spielen. Da herrscht große, natürliche Übereinstimmung von Beginn an und alles technisch Effektvolle bekommt einen musikalischen Unterbau, schielt nicht nur auf die Wirkung, sondern besitzt große Intensität. Diese prägt auch die vierte Symphonie von Johannes Brahms, die nach der Pause folgt. Verblüffend, welch' herrlich goldbronzener Klang die Streicher darin prägt. Die gewaltige Architektur dank "entwickelnder Variation" (Schönberg über Brahms) im ersten und in der Passacaglia des Finalsatzes wird mit Ausdruck aufgeladen, ohne je in die Breite zu fließen oder gar füllig zu werden. Vielmehr bleibt alles dank Kevin John Edusei sehnig gespannt und expressiv. Nicht minder exzellent klingen Holz- und Blechbläser, allen voran die homogenen, weichen Hörner oder die einsame, traumverlorene Solo-Flöte kurz vor Schluss. Da zeigt sich aufs Schönste, dass die Symphoniker zu den anderen großen Orchestern der Stadt mittlerweile aufgeholt, ja sie überholt haben, was die Programme angeht.

So eröffneten die Münchner Symphoniker etwa mit drei schrägen, 1988 komponierten Walzern von Wolfgang Rihm. Die knüpfen an die Zersetzungsprozesse von Ravels "La Valse" an, bleiben trotz aller dissonanten Einsprengsel und metrischen Verkantungen jedoch verbindlich und stellen keineswegs einen Tanz in den Abgrund dar.

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