Süddeutsche Zeitung

Kurzkritik:Grazie mille

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Paolo Conte in der Philharmonie

Von DIRK WAGNER, München

"Glücklich blickt der Gaucho zurück", singt Paolo Conte. Und schnell wird klar, der Gaucho, den Conte zu Beginn seines Konzerts besingt, ist er selbst, der nun als 81-Jähriger in der ausverkauften Philharmonie für sein Gesamtwerk gefeiert wird. Ein Gesamtwerk, aus dem auch andere Stars wie Adriano Celentano ("Azzurro") oder Miriam Makeba ("Don't Break My Heart") schöpften. Dessen Magie sich aber erst offenbart, wenn Conte selbst seine Songs mit seinem prägnant sonoren Sprechgesang vorträgt. Ein Vortrag, der Lyrik und Jazz ganz im Sinne der Beat-Generation vereint, im Sinne Jack Kerouacs also oder Allen Ginsbergs.

Begleitet wird der Vortrag in der Philharmonie von einem zehnköpfigen Ensemble, dessen einzelne Musiker mit ihren Instrumenten regelrecht jonglieren. Max Pizianti von der Gypsy-Swing-Formation Manomouche, der auch noch einige andere Musiker des Ensembles angehören, wechselt etwa vom Klavier zur Klarinette, vom Bandoneon zum Saxofon. Sein virtuoses Akkordeon-Spiel überbietet zudem schon fast das atemberaubende Geigen-Solo des Violinisten Piergiorgio Rosso vom Trio Debussy. Beide Musiker begegneten sich schon so häufig in anderen Projekten, dass ihr akrobatisches Zusammenspiel mittlerweile die einzelnen Instrumente zu verschmelzen scheint.

Während die beiden genau deshalb vom Publikum euphorisch gefeiert werden, leistet auf der anderen Bühnenseite der Gitarrist Nunzio Barbieri, ebenfalls ein Manomouche-Mitglied, eine wahre Knochenarbeit, wenn er diesen unaufhörlich rasenden Rhythmus unermüdlich in die Saiten drischt. Begleitet von zwei weiteren Gitarristen, einem Bassisten und einem Schlagzeuger, der immer mal wieder wie ein Dompteur in der Zirkusarena in die Becken peitscht. So, als wollte er das Tempo noch beschleunigen.

Mit väterlichem Wohlgefallen genießt Paolo Conte seine Band, bis er wieder Teil derselben wird, als Pianist und als beruhigende Stimme. Grazie!

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Quelle:
SZ vom 27.01.2018
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