Kurzkritik:Gitarrenmeister

Das Duo "Zwinkelman" und Chris Brokaw im Atelier Gut

Von DIRK WAGNER, München

Auch wenn der Entschluss des Münchner Gitarrenduos Zwinkelman, auf die vorbereitete Technik zu verzichten und also unverstärkt seine instrumentale, zum Teil polyrhythmische Musik zu spielen, diese stark im Ausdruck einschränkt, betont das spannende Zusammenspiel umso mehr die außergewöhnlich intime Atmosphäre, die den Konzertveranstaltern im Atelier Gut gelingt. In diesem neuen Kulturraum auf dem Sendlinger Berg laden die Kulturblogger Eike Klien (Das Klienicum) und Gerhard Emmer (Kulturforum) schon zum zweiten Mal von ihnen geschätzte Musiker.

Diesmal ist das neben Zwinkelman der US-amerikanische Gitarrist und Schlagzeuger Chris Brokaw, der unter anderem schon in und mit Codeine, Come, Dirtmusic, Steve Wynn oder Evan Dando spielte. Bei freiem Eintritt bietet er nun solo ein Repertoire, das von der instrumentalen Aufbereitung eines David-Bowie-Covers ("Man Who Sold The World") auf der akustischen Gitarre über eigene Songs wie "Into The Wood" bis hin zu lauten Attacken auf der E-Gitarre geleitet. Dabei zupft Brokaw die Saiten bisweilen auf einer Weise, die die hervortretenden Melodien oft wie unbeabsichtigtes Beiwerk erscheinen lässt. Die gesungenen Songs enden dabei auch schon mal nach einer Minute, weil Brokaw auf jede Wiederholung von Strophe und Refrain verzichtet. An diesem Abend wirkt seine Musik noch intensiver, weil Zwinkelman zuvor mit leiseren Tönen die Aufmerksamkeit des disziplinierten Publikums sensibilisierte. Auch deswegen erleben alle Beteiligten diesen Abend als formvollendet.

© SZ vom 14.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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