Kurzkritik:Gewinnorientiert

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Das Tollwood-Festival endet mit einem Konzert von Jack Johnson

Von Dirk Wagner, München

Egal ob Strandtuch, Frisbee-Scheibe, Flasche oder gar ein Besteckset: Alles trägt den Namen "Jack Johnson" und ist am Merchandising-Stand des so geheißenen hawaiianischen Singer-Songwriters neben der aktuellen Schallplatte, Poster, T-Shirt und Strampelanzug zu kaufen. Selbst Decken werden angeboten, die aus nicht verkauften T-Shirts vergangener Tourneen genäht wurden. Und das ist wirklich eine hübsche Recycling-Idee, die gut zum Umweltschutz-Bekenntnis des Tollwood-Festivals passt, das heuer mit Jack Johnsons Konzert in der ausverkauften Musikarena schließt.

Andererseits unterstreicht so eine Vielfalt von Merchandise-Artikeln nur den Geschäftssinn des Sängers, dessen Karriere damit begann, dass er als Filmemacher die eigenen Songs in seinen Surf-Filmen nutzte, um Kosten zu sparen. Trotzdem sind seine Songs nicht gewinnorientiert konstruiert, sondern ehrliche Lieder, die der Empfehlung Willie Nelsons folgen: "drei Akkorde und die Wahrheit". Weil solche Wahrheiten sich oft auf andere Wahrheiten stützen, lässt Johnson gelegentlich Songs der eigenen Pop-Sozialisation ins Set einfließen. Da wird auch mal Led Zeppelins "Whole Lotta Love" zitiert, da eröffnet Johnson einen eigenen Song mit Jorge Ben Jors "Mas Que Nada", und da mündet ein Song in Steve Millers "The Joker".

Doch nicht nur solche verspielten Ausflüge in Fremdkompositionen lassen Johnsons Auftritt als fröhliche Session erscheinen. Er steigert die Stimmung immer wieder, indem er sich seiner Band musikalisch unterordnet. Dann überlässt er die Show beispielsweise seinem grandiosen Pianisten Zach Gill, der letztlich sogar als Sänger brilliert. Als dieser Vollblutmusiker dann noch sein Akkordeon aufheulen lässt, als wäre es eine bluesig wimmernde E-Gitarre, wird deutlich: Es widerspräche wahrscheinlich Johnsons Geschäftssinn, solche brillanten Musiker zu engagieren, ohne deren Ressourcen zu nutzen. Womit bewiesen ist, dass auch Qualität den Gewinn maximiert.

© SZ vom 24.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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