Süddeutsche Zeitung

Kurzkritik:Gelungener Neuanfang

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Das Artemis Quartett überzeugt in neuer Besetzung

Von Andreas Pernpeintner, München

Das Artemis Quartett vollzieht einen Neuanfang. Das Konzert im Prinzregententheater ist weitgehend gespielt, als Bratscher Gregor Sigl erzählt, wie emotional für ihn und Geigerin Vineta Sareika jüngst die Suche nach zwei neuen Mitgliedern war. Sie war erfolgreich: Geigerin Suyoen Kim folgt Anthea Kreston nach, die Cellistin Harriet Krijgh übernimmt die tiefe Stimme des Gründungsmitglieds Eckart Runge.

Man freue sich, als Quartett zusammenwachsen zu können, sagt Sigl. Dass dies auf Basis eines vertrauensvollen Konsenses in der Interpretationsauffassung geschieht, zeigt das Konzert eindrucksvoll. Und wenn ein Stück dabei Sigls Worte illustriert, Quartettspielen bedeute die "Sehnsucht nach einer weniger schnelllebigen Zeit", dann ist es die Zugabe, der langsame Satz aus Debussys Streichquartett. Seine schwebende, glasklar gespielte Ruhe ist von großer Anmut - und ein deutlicher Kontrast zum Hauptprogramm, dessen Werke stark unter Strom standen.

Der große Impetus, den Brahms' Streichsextett Nr. 1 verlangt, wird mit den ersten Takten deutlich. Das Beziehungsgeflecht der Stimmen ist dicht, melodisch Bedeutsames findet sich in fast allen Lagen. Sogar das Andante ma moderato ist virtuos und muskulös. Um dieses Sextett umzusetzen, trifft sich die neue Besetzung des Quartetts mit den alten Mitgliedern, Anthea Kreston an der zweiten Bratsche und Runge am zweiten Cello. Die Darbietung ist nicht nur beredt und wunderbar aufmerksam koordiniert, sondern auch eine schöne Übergabe der Amtsgeschäfte.

Die energische Grundhaltung prägt anschließend auch die vom einstigen Artemis-Mitglied Heime Müller verfasste Sextett-Fassung von Alban Bergs Klaviersonate op. 1. Nach der Pause ist der Wechsel auf die neue Besetzung vollzogen, und Smetanas Streichquartett Nr. 1 mit seinen kraftvoll beleuchteten Mittelstimmen (zweite Violine und Bratsche) wird mit gleichbleibend hoher Expressivität musiziert.

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Quelle:
SZ vom 31.05.2019
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