Uriah Heep und The Zombies als Vorband im ausverkauften Kronebau, eine bessere Kulisse für eine Lehrstunde in klassischer Rockgeschichte gibt es nicht. Und in der Tat wird dieser Tour-Auftakt eine Lehrstunde - darin, wie man ein Konzert mit lautem Gebrumm an die Wand fährt. An den Zombies liegt das nicht. Sie klingen transparent, und die exquisiten Soli, mit denen Keyboarder Rod Argent Beat-Nummern in Psychedelic Rock verwandelt, sind die musikalisch relevantesten Beiträge des gesamten Abends. Auch am Heep-Repertoire ist nichts auszusetzen: Es gereicht den Herren um den Gitarristen Mick Box sehr zur Ehre, dass sie nicht in der eigenen Nostalgie versinken wollen, sondern mit Nachdruck Kompositionen neueren Ursprungs ins Programm hieven - bis hin zum Titelsong der 2018er-Scheibe "Living the Dream". Eine Band, die auch nach knapp 50 Jahren noch die kreative Kraft für so üppigen Hardrock aufbringt, soll sie auch live zeigen.
Es ist das Zusammenwirken von Schlagzeuger Russell Gilbrook und Bassist Davey Rimmer, durch das dieses Rockkonzert seine Konturen verliert: Dass ihre Spielweise an merklich modernerem Stil orientiert ist als die der ergrauten Bandkollegen, ist legitim und könnte auch bei den alten Songs spannende Interpretationen bewirken. Wenn sie aber eine so ungezügelte Masse an Tönen erzeugen, dass selbst "Gypsy" seine eigentlich unzerstörbare Prägnanz einbüßt, geht es an die Substanz.
Der Tontechniker scheint indes ein Faible für ihr Spiel zu haben und ordnet den kompletten Bandsound den Bassfrequenzen unter. Das ist schade, denn ab und an wäre zu erahnen, dass Mick Box, Organist Phil Lanzon und der allzeit sympathische Sänger Bernie Shaw nichts von ihrer Virtuosität eingebüßt haben. Immerhin: "Lady in Black", "Sunrise" und "July Morning" widersetzen sich durch ihre kompositorischen Merkmale dem Gewummer. Man hört die Gitarre, man hört in den Strophen die Orgel, man hört mehrstimmigen Gesang, man hört ein bisschen Uriah Heep.