Kurzkritik:Fulminantes Finale

Pianist Igor Levit brilliert im Prinzregententheater

Von Klaus P. Richter

Die beiden Klavierkonzerte Mozarts, das in Es-Dur, KV 449 und das in B-Dur, KV 450, waren sein Entree in Wien: Mit ihnen eröffnete er 1784, selbst am Flügel, seine populären "Akademien".

Igor Levit eröffnete jetzt seine Matinee im Prinzregententheater mit dem späteren B-Dur Konzert. Es ist komplizierter und markiert auch im Orchestersatz Mozarts Übergang zu einer obligaten Mitwirkung der Bläser, die im früheren Konzert noch "ad libitium" sind. Wenn Levit dann, nach deren Einleitung, die von den Streichern übernommen wird, mit seiner ersten Solokadenz einsetzt, dann signalisiert das bereits virtuose Brillanz und musikalischen Anspruch. Beides spielt er vor allem im Allegro des Schlussrondos aus: in allerhand verwickelten Klanggespinsten nach dem Es-Dur-Couplet und in der turbulenten Coda als Dorado der Spielfreude. Dabei agiert er von Anfang an im Dialog mit dem bestens aufgelegten Münchner Kammerorchester als eine Art dirigentischer Duopartner von Konzertmeister Daniel Giglberger. Dessen Lesart der bekannten Streicherserenade von Tschaikowsky bevorzugte ein energisches Pathos, nahm aber dem ohrwurmseligen Melos des Themas nichts von seiner süffigen Eleganz.

Als dann Igor Levit nochmals zum Steinway kam, begann man seine Entscheidung, das früher komponierte Es-Dur-Konzert am Schluss zu spielen, bald zu verstehen. Denn zwar faszinierte bereits die dramatische Kadenz des ersten Satzes nach einer unruhigen Durchführung als irgendwie interessanter als im späteren Konzert, und auch der Verzierungs-Slalom im Andantino mit einem schwerblütigen b-Moll-Teil hat Kaliber. Aber erst im fulminanten Finale enthüllte sich Levits Programmregie ganz. Denn dort entfesselte er alle Potenziale seines perlenden Mozarttons in einem quellfrischen Brio, das mit seinem luziden "giocoso", jenem spielfreudigen Übermut Mozarts, alle Erdenschwere hinter sich lässt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: