Süddeutsche Zeitung

Kurzkritik:Flachwitz

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Lach & Schieß: C. Heiland mit "Ich bin in der Brigitte"

Von Petra Hallmayer, München

Der Mann ist schon ein exorbitanter Pechvogel. Endlich hatte er seine große Liebe gefunden, da stürzte aus heiterem Himmel ein Meteorit auf den Berliner Alexanderplatz, zerschmetterte die Weltzeituhr, löste einen Zeitsprung aus, durch den der Menschheit ein Jahr verloren ging, und erschlug die bei Kentucky Fried Chicken speisende Brigitte. Es ist eine haarsträubende Geschichte, die uns C. Heiland in seinem Programm "Ich bin in der Brigitte" erzählt. Natürlich soll das alles ganz krass verrückt sein, doch leider klingen die wahnwitzigen Wendungen bloß furchtbar angestrengt. Der Höhenflug ins Absurde gelingt C. Heiland nicht, vielmehr stolpert er in der Lach- und Schießgesellschaft immer wieder durchs Flachland der Comedy.

Dabei hat er durchaus seine Qualitäten. Er kann mitunter prächtig den kleinen Möchtegern-Macker, den sich in linkische Strahlemann-Posen flüchtenden ewigen Loser, mimen und fängt manch doofen Kalauer mit Selbstironie auf ("Ist doch schön, wenn man auch mal Witze nur für sich selbst erzählt"). Das Beste an seinem Solo sind die am Omnichord begleiteten Musiknummern, unter denen sich feine Depri-Songs und lustig gemeine Liebeslieder voller gereimter Invektiven finden. Allein man muss schon sehr viel Humor haben, um darüber lachen zu können, dass er und Brigitte ihre bairisch miauende Findelkatze Muschi Hoeneß getauft haben.

Allzu häufig gibt sich C. Heiland seinem Hang zu Haudrauf-Gags und zotigen Aua-Pointen hin ("Brigitte war sehr tierlieb. Sie hatte selbst zwei Möpse"), und seine Bemühungen, den bösen Buben zu spielen, verpuffen in harmlosen Albernheiten. Am Ende versucht der gebürtige Dortmunder seine Brigitte mittels des polnischen Indianer-Zaubers seiner "Omma" und der im Chor die Beschwörungsformel "Fick dich, Meteor!" rufenden Zuschauer aus dem Grabe auferstehen zu lassen, ehe er als Batman im hellblauen Plüschhündchen-Kostüm über die Bühne kaspert. Doch, wie gesagt, er singt einige wirklich witzige Lieder. Nur das reicht nicht aus, um einen mit den Schwächen seines Programms auszusöhnen.

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Quelle:
SZ vom 24.09.2015
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