Süddeutsche Zeitung

Kurzkritik:Farbenreich

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Die Oper "Ero, der Schelm" im Prinzregententheater

Von Klaus Kalchschmid, München

Am Ende kocht das Prinzregen-tentheater vor Begeisterung, und es sind nicht nur Kroaten, die hier ihre Nationaloper "Ero, der Schelm" von Jakov Gotovac feiern in einer prallen, überaus lebendi-gen, in der Originalsprache unter Ivan Repušić großartig gesungenen und gespiel-ten konzertanten Aufführung mit dem Kroatischen Rundfunkchor und dem Münchner Rundfunkorchester. Wer kann sich schon der mit ausgelassenen Chören aufschäumenden "Festwiese" entziehen, die den dritten Akt einer Oper bildet, deren Handlung, na ja, eher albern ist: Der reiche Mića rutscht vom Heuboden in eine Schar Mädels und gibt sich als der vom Himmel gefallene Ero aus, der alle von verstorbenen Familienmitgliedern grüßen lässt.

Mića (ein strahlender Tenor mit Schmelz: Tomislav Mužek) und Đula (mit gehaltvollem, farbenreichem Sopran: Valentina Fijačko Kobić) kommen sich trotz keifender Stiefmutter Doma (ein herrlich böse orgelnder Mezzo: Jelena Kordić) näher. Diese überlässt ihm Dukaten, um ihren verstorbenen Mann im Himmel gnädig zu stimmen. Der neue Gatte Marko (mit Bassgewalt dreinfahrend: Ivica Čikeš) hält sie für verrückt, zumal Mića alias Ero auch noch mit seinem Pferd stiften geht. Erst nach allerlei Verwirrungen gesteht "Ero", alles nur angezettelt zu haben, um sicher zu sein, dass Đula ihn nicht wegen seines Geldes liebt. Einer glücklichen Hochzeit steht nun nichts mehr im Weg.

Geadelt wird diese Handlung - allein in Zagreb wurde die Oper seit der Urauffüh-rung 1935 bereits 700 Mal gespielt, 1942 auch in München - durch ihre Musik. Sie ist mal folkloristisch, mal orientalisch angehaucht, kann aber auch mit zündenden Melodien aufwarten und ist ebenso raffi-niert wie farbenreich instrumentiert. Mal klingt es fast wie Puccini, manchmal nach Léhar. Und in Đulas verzweifelter Arie, in der sie sich an ihre tote Mutter erinnert, bekommt die Oper endlich den Tiefgang, ohne den keine Komödie wirklich gelungen ist.

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Quelle:
SZ vom 21.05.2019
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