Kurzkritik:Emotionaler Einsatz

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Mezzosopranistin Elīna Garanča in der Philharmonie

Von Andreas Pernpeintner, München

Wenn etwas die erste Hälfte des Konzerts von Elīna Garanča in der Philharmonie prägt, dann ist es die Prägnanz ihres Auftretens. Damit ist nicht großer Affekt gemeint, auch nicht Leidenschaft oder sprühende Musizierlust. Garančas sängerische Qualität und schiere Präsenz sind die bestimmenden Elemente. Das Konzert ist dadurch klanglich sehr beeindruckend (bei Verdis "Nei giardin del bello" und Francesco Cileas "Ecco, respiro appena. Io son l'umile ancella"), als Gesamterlebnis aber ein wenig gebremst. Karel Mark Chichon am Dirigentenpult zeigt entschlosseneren Tatendrang und führt die routinierte NDR-Radiophilharmonie mit Pathos durch Verdi-Ouvertüren ("Luisa Miller" und "La forza del destino") und Puccinis Intermezzo aus "Manon Lescaut".

Mit Verdis "O don fatale, o don crudel" erhöht auch Garanča ihren emotionalen Einsatz. Der nimmt im zweiten Teil, als Garanča ihr Kleid gegen weiße Bluse und knallroten Rock eingetauscht hat, weiter zu. Das Programm, das sie nun singt, ist zauberhaft: etwa Edvard Griegs "T'estimo" und das innig dargebotene Stück "Lela" (die Urheber heißen klanggewaltig Rosendo Mato Hermida und Alfonso Daniel Rodríguez Castelao). Man kennt wenig davon, nimmt die musikgeschichtliche Lehrstunde, die das eingängige, ohne die großen Gassenhauer auskommende Programm bietet, gerne an - und schluckt sogar (gottlob auf Spanisch vorgetragene) Lyrik wie "Und ein heller Zauberstrahl wird ein Leuchten in dein Haar geben, und neugierige Glühwürmchen werden sehen, dass du mein Trost bist" schmerzfrei runter.

Pablo Sorozábals "No Puede Ser!" ruft Erinnerungen an selige Drei-Tenöre-Zeiten wach. Lediglich die Orchesterstücke, vor allem Franz von Suppés Ouvertüre zur "Leichten Kavallerie", knallen etwas rüpelig dazwischen. Die Orchesterzugabe "Tico-Tico no Fubá" klappert noch heftiger. Danach kommt Garanča noch einmal zurück. "Granada". Das gab es in den Neunzigern von den drei Herren zu jeder Fußball-WM. Großer Jubel.

© SZ vom 23.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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