Wow, das ist Rekord! Nur 40 Minuten nachdem man die Studiobühne des Gärtnerplatztheaters betreten hat, steuert man wieder dem Ausgang zu. Zwischenzeitlich ist ein Orkan über einen hinweggefegt, den Andonis Foniadakis überwiegend aus Pas de deux zusammengebraut hat. Das Ballett-Ensemble des Hauses - die Frauen in schwarzen Bodys, die Männer in ebensolchen Hosen - spielt in rasendem Tempo Bäumchen wechsel dich und explodiert zu Kate Bushs und Elton Johns Duett "Snowed in at Wheeler Street".
Sportiv-akrobatisch geht es zu, aber auch expressiv und bisweilen fast zu pathetisch. Aber es ist beeindruckend, wie fein der ehemalige Leiter des griechischen Nationalballetts in der einen Woche mit den Tänzern gearbeitet hat, auf die das Dancesoap-Format "Minutemade" die Probenzeit limitiert. Denn die Sprünge und Hebefiguren, bei denen gestreckte Beine um Köpfe wirbeln und diese gen Boden sausen, erfordern Präzision. Am Ende der ersten Folge vertanzt das Ensemble ein Vogelzwitschern und skandiert "Love" im Chor - so zackig, wie eine Henne pickt.
Hier dockt Lukás Timulak mit Folge zwei an und zerhackt Foniadakis' Fluidum in kurze Sequenzen: Eine Bewegung und - Freeze. Der Slowake mit tänzerischer Vergangenheit am Nederlans Dans Theater, der 2017 die "Make Move Think Foundation" gegründet hat, ist seine Woche in München offenbar spielerisch angegangen. Mit permanenten Musik- und Tempowechseln, fast clownesken Soli und Anklängen an eine Kostümparty, bei der manch Entertainer-Grinsen zielgerichtet ins Leere läuft, klopft er an viele Türen, holt aber vor allem mit den Duetten, in denen die Aufmerksamkeit der Tänzer zwischen dem Partner und dem Raum spazieren geht, wieder ganz andere Qualitäten aus ihnen heraus. Weitere sind gewiss in Akt zwei und drei zu entdecken, die am 9. und 15. Juli zu sehen sind.