Kurzkritik:Ein Abend voller Geist

Das Hagen Quartett entzückt im Prinzregententheater

Von Harald Eggebrecht, München

Seit gut drei Jahrzehnten gilt das Salzburger Hagen Quartett (Lukas Hagen, Rainer Schmidt, Violinen; Veronika Hagen, Viola; Clemens Hagen, Violoncello) als eines der herausragenden Ensembles des Genres weltweit, vergleichbar in Publikumswirkung und Vorbildfunktion am ehesten etwa mit der früheren Rolle beispielsweise des Alban Berg Quartetts oder des Emerson String Quartet. Hier wird musiziert auf höchstem technischen Niveau, mit genauer Abstimmungs- und Vibratokultur, klanglicher Ausbalancierung in jedem Werk von der Wiener Klassik bis hin zu Uraufführungen zeitgenössischer Musik. Dabei herrscht immer die Klangvorstellung von Klarheit der Phrasierungen, Durchsichtigkeit des harmonischen Gewebes und rhythmischer Untrüglichkeit.

Erfüllt von diesem Geist hochprofessionellen modernen Quartettspiels begannen die "Hagens" mit Wolfgang Amadé Mozarts KV 464, dem fünften jener Quartette, die er Joseph Haydn widmete, "Frucht einer langen, mühsamen Arbeit". Es war dieses Stück, das Haydn zum Ausspruch animierte, Mozart sei der "größte Componist". Die "Hagens" zeigten in allen vier Sätzen imponierend, wie Mozart introvertierte Leichtigkeit mit unglaublicher Verwebungskunst erreicht, besonders eindringlich im Variations-Andante, das in pointierter Marschassoziation gipfelt.

Béla Bartóks 3. Quartett in einem Satz setzte diese Verwebungs- und Verknüpfungskunst in gewisser Weise fort, komprimierter, auch fahler, explosiver, dann wieder gespinstartiger, von den Musikern eindrucksvoll realisiert. Zuletzt erwies sich auch Antonin Dvořáks Op. 106 nicht als melodiös-musikantischer Reißer, sondern ebenfalls als Meisterwerk der Assoziations- und Vernetzungsmeisterschaft. Das arbeitete das Quartett mit versammelter Klangenergie und -regie überzeugend heraus. Dass Dvořáks melodische Einfallskraft dabei wie selbstverständlich ihren ureigenen Zauber entfaltete, dankte das Publikum den Salzburger Meistern mit großem Beifall.

© SZ vom 31.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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