Kurzkritik:Direkt ins Hirn

Thomas Maurer in der Lach- und Schießgesellschaft

Von Oliver Hochkeppel

Warum Kabarettpreis-Jurys schwer an einem neuen Thomas-Maurer-Programm vorbeikommen, konnte man auch bei seinem neuen Solo "Zukunft" in der Lach- und Schießgesellschaft beobachten: Der Wiener ist nicht nur intelligent, eloquent und witzig, er nimmt die von ihm erwählten Themen so ernst wie kaum ein anderer. Konzentriert sich ganz auf sie, recherchiert gründlich, verarbeitet sie auf mehreren Ebenen und scheut auch nicht vor hohen Produktionskosten zurück.

So steht beim Thema Zukunft nicht nur ein futuristisches Pult auf der Bühne, sondern auch ein Beamer für - vorab sogar als Holografie angedachte - aufwendige Projektionen. Es geht schon damit los, dass Maurers virtuelles alter ego den obligatorischen "aktuellen Teil" (mit einer beißenden Erläuterung der aktuellen politischen Situation in Österreich) übernimmt. Bis das Programm abstürzt und damit den echten Maurer auf die Bühne zwingt. Der dann natürlich als erstes über die Vor- und Nachteile eines solchen Avatar- oder Roboterersatzes in seinem wie bald allen anderen Berufen philosophiert.

Was nur der Ausgangspunkt eines manchen wissenschaftlichen Vortrag ersetzenden, aber trotzdem durchgehend witzigen Galopps ist, von den Verheißungen der Technologie ("Apps, die dir direkt ins Hirn schießen wie der Zucker in den Kaffee") bis zu Untergangszenarien. Per Projektion katapultiert er sich zurück in seine Kindheit und Jugend wie in seine Zukunft als Greis. Sogar ein echter kleiner Hunderoboter hilft mit, den Blickwinkel zu erweitern. Thomas Maurers größter Trick ist aber, dass man bei ihm auch dann noch lacht, wenn er beweist, dass wir uns auf dem Weg in eine Welt befinden, deren Funktionieren wir nicht einmal mehr ansatzweise begreifen.

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