Süddeutsche Zeitung

Kurzkritik:Brüderlich virtuos

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Lucas und Arthur Jussen im Prinzregententheater

Von Michael Stallknecht, München

26 und 22 Jahre alt sind Lucas und Arthur Jussen - und mächtig auf Erfolgskurs. Als Klavierduo erweitern die beiden Brüder ihre Tätigkeit momentan stetig über ihre niederländische Heimat hinaus. Dass sie auch in München schon viele Fans haben, zeigt das ausverkaufte Prinzregententheater bei ihrem ersten Soloabend in der Stadt. Einem Debüt durchaus angemessen, bestreiten sie ihn mit einem Best-of des Repertoires für vier Hände: Mozarts D-Dur-Sonate KV 448, Schuberts f-Moll-Fantasie sowie Ravels "La Valse" und Strawinskys "Le Sacre du Printemps" in der jeweiligen Bearbeitung der Komponisten für zwei Klaviere.

Klar: Die beiden gut aussehenden und sympathisch quirligen Jungs funktionieren schon als Showact. Aber sie überzeugen auch rein klanglich, wie sie hier beweisen. Unabhängig voneinander verfügen sie über ein virtuoses pianistisches Rüstzeug, mit dem sie gemeinsam große Klarheit in die kompositorischen Strukturen bringen. Sie lassen einander vorbildlich Platz, um die Stücke am Ende stets bündig auf den Punkt zu bringen. Dass sie schon seit Kindertagen zusammenspielen, merkt man am gemeinsamen Klangideal, das sie flexibel auf die jeweils geforderte Stilistik abstimmen.

So spielen sie Mozart mit einem weich gerundeten, sehr sanglichen Ton - etwas "zu schön" für den Geschmack des Rezensenten, worüber sich aber bei Mozart immer streiten lässt. Strawinskys Sacre dagegen gehen sie extrem perkussiv an, entfachen die rhythmische Urgewalt mit der Härte von Peitschenhieben, bisweilen auch Axtschlägen. In 40 Minuten ohne jeden Spannungsverlust spielen sie damit das Publikum zum Ende des Konzerts in eine Trance, die sich erst mit Standing Ovations und vier Zugaben abbauen lässt. Eine weitere folgt bereits an diesem Abend, wenn die Jussens beim Aids-Konzert, ebenfalls im Prinzregententheater, das Konzert für zwei Klaviere von Francis Poulenc mit dem Münchener Kammerorchester spielen.

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Quelle:
SZ vom 11.04.2019
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