Kurzkritik:Begnadet gut

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Thomas Stipsits und Manuel Rubey mit "Gott und Söhne"

Von Oliver Hochkeppel, München

Die Geschichte des neuen Programms der österreichischen Kabarettisten Thomas Stipsits und Manuel Rubey geht so: Die Firma "Gott und Söhne" versendet rote Briefe, in denen gegen eine Unterschrift Glück und Erfolg versprochen wird. Die Spur der von einem notgeil bisexuellen, arthritischen Tiroler Postboten verteilten Verträge wird aber schnell mörderisch: Alle damit in Kontakt Kommenden werden abgemurkst, beginnend mit einem Therapeuten und seinem Patienten, einem Opernsänger, der unter emotionalem Druck nur singen statt sprechen kann. Das zieht sich weiter über Taxifahrer und Fiaker-Kutscher - alle sind sie sozusagen abgeurteilte Repräsentanten einer der sieben Todsünden. Auch Stipsits und Rubey selbst geraten in diesen Strudel und werden am Ende von ihrem Tontechniker "Christian", der in Wahrheit der ominöse Firmenchef ist, erschossen - wegen ihrer "Maßlosigkeit".

Die Geschichte samt Schluss zu verraten ist ja normalerweise ebenso verboten wie bei einem Who-done-it den Mörder. Hier aber geht es gar nicht um das Was, sondern um das Wie. Stipsits und Rubey interessieren sich wenig für ihren Plot, sie verwirbeln alles in eine tempogeladene, atemberaubend gespielte, mit Licht- und Toneffekten perfektionierte Collage aus Klamauk, Typensatire und Selbstironie, aus der Entstehung eines Programms, seiner Umsetzung (samt grandios gespieltem "Vor- und Rückspulen") und seiner Rezeption. Was da im Lustspielhaus eine umjubelte Deutschland-Premiere feierte, ist gar kein Kabarett im üblichen Sinn, es ist gewissermaßen eine österreichische Variante von Michael Frayns "Der nackte Wahnsinn": Eine Komödie über die eigene Zunft.

Wobei "Gott und Söhne" nicht nur auf und mit zwei Ebenen - den Darstellern und den Dargestellten - spielt, sondern noch ein paar Metaebenen einzieht: Filmvorlagen von "Forrest Gump" bis "Barton Fink", die realen Personen Stipsits und Rubey, ihre Binnenbeziehung als Kabarettduo, selbst das Publikum wird in seiner Rolle noch ironisch integriert. Was zu einem Fest zweier begnadeter Komödianten wird, die sich damit in den Rang der Monty Pythons spielen. Und in den ihrer Vorbilder Josef Hader und Alfred Dorfer.

© SZ vom 01.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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