Süddeutsche Zeitung

Kurzkritik:Ausgezuzelt

"Zu Tisch bei König Ludwig II" im Hofspielhaus

Von henrik oerding, München

Ludwig II., König von Bayern. Wessen Herz sich bei diesem Namen weißblau färbt und voller Stolz anschwillt, dem wird "Zu Tisch bei König Ludwig II" bestens gefallen. Allen anderen sei vor dem Besuch des neuen Stückes im Münchner Hofspielhaus eine intensive Bajuwarisierung durch Weißwurst-Zuzeln und Maßkrug-Stemmen empfohlen.

Nachdem König Ludwig bereits umfassendes Merchandise, ein Musical und jährlich etwa 1,4 Millionen Besucher auf der Schwelle von Neuschwanstein hat, gibt es nun auch ein Ludwig-Lustspiel, geschrieben und inszeniert von Sebastian Brummer. Der König selbst ist in dem aber nur schweigender Beobachter. Im Zentrum stehen die Diener Franz (Richard Wiedl) und Wälse (Barbara Sauter), die zum Königspaar für einen Tag werden. Die beiden nähern sich an, entfernen sich, reden über Ludwig. Wenn sie über ihn und seine Zeitgenossen referieren, ist das teils so belehrend, als säße man im Volkshochschulkurs "König Ludwig für Anfänger".

In erster Linie wird aber gesungen, Lieder und Duette aus Ludwigs Zeit, begleitet von der dritten Dienerin Cilli (Sophie Mengele) am Klavier. Musikalisch ist das nicht immer perfekt, witzig aber zumindest hin und wieder, etwa wenn von der "Brünnhild vom Isarstrand" gesungen wird. Auch das Publikum muss stehend die Bayernhymne singen, während Franz und Wälse mit Weißwurst und Breze zum Königspaar gekrönt werden. Das könnte alles ironisch sein. Spätestens am Ende offenbart sich das Stück aber mit einer Moralpredigt über die Selbstbestimmung des Volkes als großer Ludwig-Kitsch. Kurz: Dieses Stück ist nichts für Preußen.

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Quelle:
SZ vom 07.12.2018
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