Bei den Preisträger-Konzerten ist alle Anspannung von den Teilnehmern des ARD-Musikwettbewerbs abgefallen, und im besten Falle hört man sie ebenso aufregend wie gelöst: Etwa den lyrischen Tenor Mingjie Lei aus China, der von dieser Spielzeit an Ensemblemitglied der Stuttgarter Staatsoper ist. Schon im zweiten Durchgang sang er im BR-Funkhaus mit Klavierbegleitung einen so verzückt schwärmerisch verliebten Tamino, dass es fast die Parodie streifte.
Nun war er im Prinzregententheater mit dem Münchner Rundfunkorchester unter Andriy Yurkevych nicht mehr ganz so exaltiert und überzeugte daher umso mehr mit einer kostbar timbrierten, höhensicheren Stimme, die er ausdrucksvoll modelliert. Wie im Semifinale konnte er mit dem "Spirto gentil" des Fernando aus Donizettis "La Favorita" verzaubern. Wieder rührte er zutiefst, als er aus jeder Phrase seines Singens die Trauer eines Mannes sprechen ließ, der erkennen muss, dass seine Geliebte die Mätresse des Königs ist.
Während "Durch Zärtlichkeit und Schmeicheln" der selbstbewussten Blonde aus Mozarts "Entführung" noch etwas mehr empörten Biss vertragen hätte, konnte die Schwedin Ylva Sofia Stenberg mit den Koloraturen der koketten Norina aus Donizettis "Don Pasquale" rundum begeistern. Der Franzose Célestin Guérin begann das erste Preisträgerkonzert mit einem stilsicheren E-Dur-Trompetenkonzert Hummels, und auch das Lux Trio aus Südkorea kostete den spätromantischen Farbenreichtum von Martinůs drittem Klaviertrio hinreichend aus, selbst wenn man sich manches abwechselnd kontrastreicher und homogener vorstellen kann. Yucheng Shi war im Finale dem "Konzert nach alten Volksliedern für Viola und kleines Orchester" von Paul Hindemith unter dem Titel "Der Schwanendreher" fulminant gewachsen. Auch jetzt zeigte der Chinese große technische Souveränität in den Doppelgriffen, aber auch Wärme und sanglichen Ausdruck in den Verarbeitungen mittelalterlichen Liedguts.