Kurzkritik:Aufguss mit Weißbier

Die Theater-Komödie "Man(n) schwitzt" bedient sich uralter Klischees

Von Christiane Lutz

Warum gehen Männer in die Sauna? Ben geht, weil er nachdenken muss. Uwe geht, weil er seine Ruhe haben will. Und Pascal geht, weil er auf keinen Fall nachdenken oder seine Ruhe haben will. Pascal ist eine höllische Nervnudel. Ein Typ, der sich genussvoll die Wampe kratzt und beim Betreten der Sauna erst mal laut "Aaaaaaah!" macht. Pascal kumpelt Uwe und Ben in Weißbierlaune an, die das nicht so wahnsinnig lustig finden.

"Man(n) schwitzt" heißt die Komödie der Autorin und Regisseurin Petra Wintersteller. Eigentlich hätte das Stück im Theater Undsofort uraufgeführt werden sollen. Aber das unglückselige Theater, das vergangenes Jahr nach einem Wasserschaden unbrauchbar wurde, ist noch immer heimatlos. So darf die Produktion, die vom Theater Reizwerk stammt, nun im Theater im Fraunhofer stattfinden.

Wintersteller verzichtet auf übertriebene Bühnenakrobatik und verlässt sich weitgehend auf die Komik ihres Textes. Schauplatz ist der mehr oder weniger oasenartige Wohlfühlbereich, den es in jeder Sauna gibt, in dem die Menschen würdelos in quietschenden Schlappen und Morgenmänteln reinigende grüne Smoothies trinken. In diesem viel exponierenden Lebensraum exponieren sich nach und nach auch Uwe, Ben und Pascal. Natürlich geht es um Liebesdinge. Ben (Benjamin Hirt) weiß nicht, ob er heiraten will. Uwe (Christian Ammermüller) hat seine Ehe verbockt und hofft auf Gnade seiner Frau. Und Pascal (Heiko Dietz) war mal verheiratet, redet aber nicht gern drüber, sondern kippt lieber literweise Weißbier auf sein gebrochenes Herz.

Irritierend ist, welche ur-uralten Mann-Frau Klischees die Autorin auspackt, um vom Frust dieser drei Männer zu erzählen. Von wegen Frauen shoppen, Männer reparieren irgendwas. Frauen wollen immer nur reden, Männer wollen das lieber nicht. Frauen wollen Komplimente hören, aber bitte keine, die mit ihrem Gewicht zu tun haben. Puh, schade. Auf einen Bruch in diesem Leitmotiv wartet man bis ganz zum Ende des Abends, wenn die drei feststellen, dass Reden vielleicht manchmal gar nicht so schlecht ist. Da könnte man schnell gelangweilt abschalten, wenn, ja wenn nicht Heiko Dietz auf der Bühne stünde. Er spielt den Pascal so großartig nervig und unnachgiebig, dass man ihn erst rausschmeißen will und später mit Schrecken feststellt, dass man eigentlich total gern mal ein Weißbier mit ihm trinken würde. So beschließt man, halt noch ein letztes Mal über die Klischees zu lachen. Gute Entscheidung.

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