David Bowie fiel einem bisher nicht als Referenz ein, um die Musik von Steven Wilson zu beschreiben. Eher schon Pink Floyd oder Rush, Genesis, King Crimson, Dream Theater und noch ein paar andere Prog-Rock- oder Metal-Bands. Aber da der englische Sänger, Musiker, Komponist und Produzent bei seinem Konzert in der Philharmonie angesichts von Bowies Tod von einer "traurigen Woche" spricht und ihm etwas später seinen Song "Lazarus" widmet, denkt man sich kurz: Die Art, wie sich der 48-Jährige bisher auf zig Alben mit verschiedenen musikalischen Projekten von Ambient über Krautrock bis Jazz und Wave die unterschiedlichsten Stile anverwandelt hat, das hat vielleicht tatsächlich was von Bowie. Nur dass Wilson all das parallel auslebt, oder er wie bei seinem aktuellen Album "Hands Cannot Erase" versucht, einen Großteil davon zu vereinen. Und mit dem weiteren Unterschied, dass sich bei ihm nur die Musik verwandelt, und nicht wie bei Bowie die Person Chamäleon-artig mit.
So steht Wilson denn auch in der Philharmonie wie gewohnt auffällig unauffällig im schwarzen Shirt, mit Brille und mit nackten Füßen auf der Bühne. Nimmt sich bescheiden zurück und lässt lieber Musik und Videobilder sprechen. Die erzählen im ersten Set, das aus dem kompletten aktuellen Album besteht, eine reale Geschichte: von einer jungen Frau in London, deren Tod drei Jahre lang von niemandem bemerkt wurde.
Der zweite Konzertteil versammelt dann ältere Wilson-, Porcupine Tree- und Storm-Corrosion-Stücke. Komplett neu erfunden klingt das alles nicht, aber stilistisch elegant verzahnt, geschickt mit aktuellen Popformeln vermischt und durch die stilistische Vielfalt, die bei harten Songs wie "Index" bis hin zum Industrial reicht, sehr abwechslungsreich und unterhaltsam. Und das Ganze wird von hervorragenden Musikern wie etwa Nick Beggs am Bass oder Adam Holzmann am Keyboard vorgetragen, denen zuzuschauen einfach Spaß macht.