Kurzkritik:Alles richtig

Lesezeit: 1 min

Richard Straussens "Arabella" bei den Opernfestspielen

Von Michael Stallknecht, München

Richard Straussens "Arabella" ist ein stilistisch heikles Stück. Was nach dem Willen des Textdichters Hugo von Hofmannsthal eine richtige Operette, eine Reminiszenz ans alte Wien werden sollte, wurde bei der Komposition eher eine "Oper über Operette", eine Zitatkunst, die irgendwie ironisch (Operette) und gefühlsecht (Oper) zugleich sein will.

Der Dirigent Constantin Trinks macht da bei den Opernfestspielen an der Bayerischen Staatsoper alles richtig: Er hält den Orchestersatz im Ganzen flüssig, kammermusikalisch leicht und verspielt, lässt Walzer- und Melodienseligkeit also gleichsam nur aufschimmern, um an wenigen, aber den richtigen Stellen den Klang zu öffnen, sich verströmen zu lassen. Das durchsichtige Klangbild macht im Bayerischen Staatsorchester zwar auch ein paar Wackler hörbar, aber die Sänger bekommen umso mehr Raum für einen operettenhaft leichten Konversationston.

Seit der Premiere von Andreas Dresens Neuinszenierung vor drei Jahren hat die Bayerische Staatsoper hier ein weitgehend konstantes, damit gut aufeinander eingespieltes Ensemble beisammen. Relativ neu im Einsatz sind lediglich Gloria Rehm als Fiakermilli und Benjamin Bruns, der sich als Matteo ganz auf den kraftvollen Aplomb seines Tenors verlässt. Anja Harteros wird am Ende wie stets heftig gefeiert, wohl auch für die vielen Piano-Schattierungen, mit denen sie die mädchenhafte Koketterie der Titelrolle betont. Dass sie darunter auch echte Sehnsüchte hegt, spürt man freilich erst in den letzten Minuten des Abends und damit für den Geschmack des Rezensenten etwas spät. Thomas J. Mayer reduziert als Mandryka die Macho-Klischees der Rolle auf ein erträgliches Maß und singt die auch für die Stimme teilweise brutale Partie mit der größtmöglichen Eleganz. Kurt Rydl setzt mit viel Wiener Schmäh voll und ganz aufs Operettenfach. Optimal besetzt bleiben Hanna-Elisabeth Müller als Zdenka und Doris Soffel als Adelaide, die ihre Rollen prägnant vom Text her zeichnen.

© SZ vom 06.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: