Kunstraum:Erster Eindruck

Neu in Neuhausen: Das Kunsthaus Raab

Von Dirk Wagner

Noch immer lädt die Donnersbergerstraße zum Flanieren ein. Die Wirtshausdichte, die das Straßenbild einst prägte, ist längst Geschichte. Auf einer Führung der Neuhauser Geschichtswerkstatt wird diese am Sonntag um 14 Uhr, vom Maibaum auf dem Rotkreuzplatz ausgehend, aufgezeigt. 60 Bierhallen gab es mal auf der "Münchner Reeperbahn". Eine davon war die 1913 in der Donnersbergerstraße 15 eröffnete "Wittelsbacher Bierhalle". In diesem Wirtshaus, das seit 1966 als Schuhgeschäft genutzt wurde, eröffnet die Künstlerin Gabi Blum ebenfalls an diesem Sonntag, 11 Uhr, das Kunsthaus Raab. Unter anderem mit historischen Fotos der Geschichtswerkstatt.

Bis Ende Dezember werden hier sowohl wechselnde Ausstellungen als auch eine wachsende Ausstellung zu sehen sein. Das Thema Wirtshaus sei der Geschichte des Raums geschuldet, sagt Blum, die einen Wirtshaustisch aus dem Hofbräuhaus ausgeliehen hat, der in einem Teil des baustellenartigen Raums das einstige Wirtshaus markiert. Ein Hirschgeweih wird es auch geben, so Blum, sowie weitere Kunstwerke, die an ein Wirtshaus erinnern. Zu streng soll das Thema nicht gefasst werden. Schließlich soll hier auch andere Kunst gezeigt werden, wenn nicht sogar entstehen. "Mir ist der Raum wichtiger als die Kunst, die ich darin zeige", sagt Blum, deren Kunst also der Raum selbst ist. Vorträge erweitern das Programm, das sich vorwiegend aus kollektiven Arbeiten speist. Diese interessieren Blum, weil sie die Kraft zeigen, die in einer Gruppe entwickelt werden kann. Das passt auch gut zur Mieterinitiative Baugenossenschaften-erhalten.de, die den Raum zudem für Informationsveranstaltungen nutzt.

"Eventuell werden wir hier auch einen Mieterstammtisch einrichten", sagt Petra Kozojed von der Mieterinitiative, die sich von der zusätzlichen Nutzung des Raums als Kunsthaus eine größere Öffentlichkeit verspricht. Schließlich geht es darum, lebenswerten und bezahlbaren Wohnraum zu bewahren. Der könnte aber bald bundesweit verloren gehen, wenn es den Baugenossenschaften nicht gelingt, die Grundstücke, auf denen ihre Häuser stehen, zu kaufen oder kostengünstig weiter zu mieten. Denn bald laufen die entsprechenden Erbpachtverträge aus.

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