Zeichnungen, Gemälde, Skulpturen - die Diebe, die am vergangenen Wochenende das Atelier von Markus Lüpertz ausräumten, haben richtig zugelangt. Insgesamt 30 Werke ließen sie mitgehen, im Wert von "mehreren 100 000 Euro", wie einige Nachrichtenagenturen schreiben. Aber wie schätzt man den Wert jener Kunst, die in Teltow gestohlen wurde? Zur Beute gehören Zeichnungen, zwei Skulpturen und "hochwertige" und "wertvolle" Bilder.
Wenn man den Marktwert von Lüpertz-Werken zugrunde legt - zuletzt erzielte etwa seine "Palette 1" bei einer Auktion einen Erlös in Höhe von 205 000 Pfund -, dann haben die Behörden sich wohl nicht verschätzt. Natürlich sind atelierfrische Bilder - meist - nicht so teuer wie Gemälde, die sich, wie "Palette 1", das 1973 gemalt wurde, schon lange in der Öffentlichkeit behaupten. Ein Schlüsselbild aus den Siebzigerjahren, in denen der heute 74-jährige Künstler so berühmt wurde, dass er sich als "Malerfürst" inszenieren konnte, wird immer teurer sein als die überwiegend 80 mal 100 Zentimeter messenden Rückenakte, die jetzt gestohlen wurden - manche der entwendeten Bilder waren auch noch gar nicht fertig.
Kenner unter Dieben stehlen eben keine unfertigen Bilder
Es stellt sich aber auch die Frage, ob die Diebe ihre Beute überhaupt werden verkaufen können. Das Werk eines Künstlers wie Lüpertz, der seit Jahrzehnten von einem weltbekannten Galeristen wie Michael Werner betreut wird, ist lückenlos dokumentiert. Bei Auktionen oder auf Messen wird aber Kunst aus zweifelhaften Quellen abgewiesen, kein Kurator, kein Museum wird sie ausstellen. Denn - anders als Fernseher, Autos oder Goldbarren - ist jedes auf dem Kunstmarkt gehandelte Stück so unverwechselbar, dass Künstler oder Galeristen es immer identifizieren können. Wer aber wird Hunderttausende investieren, wenn ein Wiederverkauf ausgeschlossen ist? Und welcher Dieb wird eine Strafe riskieren, wenn die Beute nichts wert ist. Als bei dem Maler Eugen Schönebeck eingebrochen wurde, räumten die Diebe Wertgegenstände aus. Aber es fehlte kein einziges Bild. Die Diebe waren Kenner - und ließen die unfertige Kunst an den Wänden. Der Galerist Michael Werner sagt der SZ, schlimmer als der finanzielle Verlust wiege, dass "Lüpertz monatelang gearbeitet hat, und jetzt fehlen diese Bilder". Der Künstler hat sich derweil bei dpa gemeldet mit einem Appell an die Diebe, ihm die Werke zurückzugeben: "Stellt sie mir hin, und dann ist gut"