Überrascht zeigt sich Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer vom Einbruch im Grünen Gewölbe in Dresden und dem Diebstahl von Juwelengarnituren aus dem 18. Jahrhundert. Damit habe er "beim besten Willen" nicht gerechnet. Das ist leider naiv. Mit Verlust und Zerstörung von Kunst ist immer zu rechnen, auch in einem gut organisierten Land wie Deutschland, auch in einem erst kürzlich aufwendig restaurierten Museum wie dem Grünen Gewölbe.
Kunst ist verletzlich, man muss viel dafür tun, sie zu schützen, und kann dann immer noch scheitern. Offenbar waren die Wachleute aufmerksam, sie hatten die Überwachungsmonitore im Blick und haben schnell die Polizei verständigt. Ob ansonsten die Sicherheitsbedingungen, etwa die Gläser vor der Vitrine, noch besser hätten sein können, muss die anstehende Untersuchung klären.
Wenn ein Überfall schon in dem gut ausgestatteten Dresdner Haus passiert, kann es auch andere treffen. Der Fall muss allen Kulturpolitikern eine Warnung sein: Sie sollten die Museen sichern und pflegen, anstatt das Geld in Werbe-Etats zu verpulvern und Budgets für ständige Sammlungen zugunsten von Prestigeobjekten zu kürzen. Im Gegensatz zu Theatern und Konzerthäusern lagern in Kunsthäusern ganz greifbare, vulnerable Zeugnisse der kulturellen Geschichte.