Über zwei Etagen erstrecken sich die beiden gegenüberliegenden Wände der Mittelhalle des Kunstmuseums in Bern. Vom Boden bis an die Decke sind sie mit A4-Ausdrucken aus der Gurlitt-Datenbank tapeziert, die seit Dezember 2021 online ist. Pro Blatt ein Werk und an der Wand gegenüber dessen Rückseite. Trotzdem reicht die Fläche nicht aus, um das ganze Gurlitt-Konvolut abzubilden. Aber auch so bekommt man eine Ahnung von der Dimension der Aufgabe, die im November 2014 mit der Gurlitt-Kunst an das Haus kam. In seinem Testament hatte Cornelius Gurlitt (1932-2014), der Sohn des Kurators und NS-Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt (1895-1956) rund 1600 Kunstwerke überraschend dem Museum in Bern vermacht. Mit Otto Dix, Franz Marc, Emil Nolde, Paul Cézanne, Wassily Kandinsky oder Claude Monet waren darunter gefeierte Künstler der Moderne. Doch beim größten Teil der Kunst handelt es sich um Arbeiten auf Papier. Nach sechsmonatiger Bedenkzeit nahm die Institution das schwierige Erbe an.
Fall Gurlitt:Leben mit der Lücke
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Nach acht Jahren Forschung zieht das Kunstmuseum Bern eine erste Bilanz zum Gurlitt-Nachlass. Anderen Schweizer Museen ist es weit voraus.
Von Kito Nedo
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