Kunstfreiheit:Interpretieren geht über Komponieren

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Wie frei ist das Regietheater? Der oberste Gerichtshof in Frankreich hat soeben in letzter Instanz zugunsten eines Regisseurs entschieden. Das Urteil dürfte international Maßstäbe setzen.

Von Helmut Mauró

Die Textfassung der Oper "Dialogues des Carmélites" lässt eigentlich keine Interpretationen zu: Am Ende werden die Nonnen enthauptet. In der Münchner Inszenierung vom März 2010 allerdings mussten die Nonnen nicht aufs Schafott, das Aufstellen der Guillotine und das anschließende Schlachtfest fiel aus. Dimitri Tscherniakow, der für München engagierte russische Regisseur, eher für gemütliches Bildertheater bekannt und beliebt, hatte sich hier die Freiheit genommen, das bluttriefende Original abzumildern. Daraufhin entbrannte ein Rechtsstreit mit den Nachkommen des Komponisten und des Dichters der Librettovorlage. Er dauerte sieben Jahre und ging jetzt in Paris zu Ende. Der oberste französische Gerichtshof hat zugunsten des Regisseurs entschieden.

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