Kunstdiebstahl in China:Verschollene Kunst in Shenzhen gefunden

Kai Strittmatter

87 Werke von Anselm Kiefer, 152 Werke von Markus Lüpertz und 103 Werke von Renate Graf - deutsche Gegenwartskunst im Wert von 300 Millionen Euro ist seit letztem Jahr in China verschollen. (SZ vom 19. Dezember). Nun sind offenbar sechs der Werke wieder aufgetaucht: Wie der Südwestrundfunk (SWR) am Mittwoch berichtete, hat die Leiterin des Ludwig Museums in Konstanz, Beate Reifenscheid, sechs der Werke in einem Kunstlager in der südchinesischen Stadt Shenzhen aufgespürt. Die Rückführung nach Deutschland wird allerdings blockiert: Die Museumsleiterin in Shenzhen, so der SWR, weigere sich, die Kisten herauszugeben.

Im Mittelpunkt des Kunstkrimis stehen der chinesische Geschäftsmann Ma Yue und die von ihm mitbegründete Firma BellArt, die all die Werke einst nach China einflogen ließen, um sie dort auszustellen - ohne sie jemals zurückzugeben. Museumsleiterin Beate Reifenscheid hatte 2016 selbst als Kuratorin und Beraterin für Bell Art mitgewirkt, die erste große Anselm-Kiefer-Ausstellung in Peking zu organisieren. Die Ausstellung führte zu einem Eklat: Der Künstler Anselm Kiefer selbst lehnte sie ab und sagte, er fühle sich "vergewaltigt". Die SZ berichtete schon 2016 von Betrugsvorwürfen gegen die Firma BellArt, Reifenscheid allerdings betonte damals gegenüber der SZ, sie habe Ma Yue und die Bell Art stets als vertrauenswürdig erlebt. Der Großteil der verschollenen Bilder stammen aus der Sammlung der taiwanischen Geschäftsfrau Maria Chen-Tu, die von Reifenscheid nun lokalisierten sind dem SWR zufolge Leihgaben privater Sammler an das Koblenzer Ludwig Museum.

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