Kunst-Wettbewerb zu Konsum-Kritik:Kaufst du noch oder designst du schon?

Konsumkritische Kunst ist im Mainstream angekommen. Die Internetplattform "artcollectorsclub" schreibt nun einen Anti-Konsum-Wettbewerb für Künstler aus. Der Preis: Eine Online-Ausstellung und die Chance, die eigenen Werke zu verkaufen.

Anne Bohlmann

Ein Junge mit Kopfschuss auf einer Collage aus Werbeprospekten - mit solchen Graffitis kritisieren Street-Art-Künstler den Warenwahn der Gesellschaft. Neben Mauerwänden hat die Szene längst auch Werbetafeln für sich entdeckt: Verfremdete Plakate verkünden Botschaften wie "Dumm müsste man sein" oder "Ich werd zum Zombie". Als subversiver Akt gilt das schon lange nicht mehr - das Phänomen ist in der Kunstwelt angekommen; Galerien kuratieren Ausstellungen mit konsumkritischen Werken. So auch die Kunst-Onlineplattform artcollectorsclub. Sie schreibt nun sogar einen Anti-Konsum-Wettbewerb aus.

Alias, Commercial Headshot

"Commercial Headshot", also Werbe-Kopfschuss, ein Schablonengraffiti von Street-Art-Künstler "Alias". Er sitzt zusammen mit dem Künstler "Mein lieber Prost" in der Fachjury.

(Foto: Alias)

Unter dem Titel "Kaufst du noch oder denkst du schon?" sind Künstler aufgerufen sich mit dem Thema Anti-Konsum auseinanderzusetzen. Mitmachen kann jeder ab 18 Jahren, ein Kunststudium ist keine Voraussetzung. Einen ästhetischen Wert sollen die Beiträge aber haben: "Wir wollen keine zerschnittenen Plastiktüten, sondern eine Verbindung zwischen Politik und Kunst ", sagt Ann-Katrin Lang von artcollectorsclub.

Die Form können die Künstler frei wählen. In Frage kommen zum Beispiel Schablonengraffiti, Fotografien, Ölgemälde, T-Shirts, Collagen und Drucke - im Prinzip alles, was auch online gezeigt werden kann. Von 1. November 2011 bis 31. Januar 2012 können die Künstler ihre Werke bei der Plattform einreichen. Die eingesandten Beiträge werden dann im Internet veröffentlicht.

Zwei Jurys begutachten die Werke: Eine Fachjury, unter anderem mit den Street-Art-Künstlern "Alias" und "Mein lieber Prost", ermittelt den einen Sieger, die Facebook-Community den anderen - wer die meisten "Likes" bekommt gewinnt. Der Preis: Eine Onlineausstellung auf Lebenszeit, bei der die Künstler ihre Werke zeigen. Und natürlich auch: verkaufen. Zwei Monate lang können Interessenten die eingereichten Beiträge erwerben.

Moment: Eine Plattform, die Kunst verkauft und zugleich einen Anti-Konsum-Wettbewerb organisiert? Für Lang nur ein scheinbarer Widerspruch: Der Verkauf von Kunst sei nicht das vorrangige Ziel der Plattform. Zunächst einmal präsentiere die Seite Künstler mit ihren Werken. Anders als bei reinen Vermittler-Webauftritten, wo man sich Kunstwerke nur ansehen kann, werde hier die Hürde gesenkt, Kunst auch zu kaufen. Beim Wettbewerb gilt zudem: Was und wie viel jeder Teilnehmer verkaufen möchte, kann er selbst entscheiden. Nur die Wettbewerbsbeiträge, die sind auf alle Fälle für den Verkauf vorgesehen.

Nähere Informationen unter www.artcollectorsclub.org/anti-konsum

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: