Dürer und Rubens, Klee und Monet - wer ihre Kunstwerke in der Datenbank der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen online sucht, wird reich belohnt. Doch Beckmann, Beuys, Picasso und Warhol? Fehlanzeige. Statt Abbildungen finden sich hier nur graue Hinweisfelder: "Die Darstellung ist aufgrund der Bildrechte nicht möglich." Und wie den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen geht es Museen, Bibliotheken und Archiven in ganz Deutschland. Deshalb haben eine Reihe von Kulturinstitutionen unter Federführung der Staatsgemäldesammlungen die sogenannte "Münchner Note" verabschiedet.
Überall wird erwartet, dass Kunstwerke im Netz einsehbar sind
Darin fordern sie "politische Unterstützung zur Sichtbarmachung ihrer Sammlungsbestände im digitalen Raum". Quer durch die Republik geht die Liste der Erstunterzeichner, darunter das Städel in Frankfurt, die Staatsgalerie Stuttgart, die Hamburger und die Bremer Kunsthalle, das Sprengel-Museum Hannover, die Kunstsammlungen Dresden, das Germanische Nationalmuseum Nürnberg und das Lenbachhaus München, auch die VG Bild-Kunst, die die Rechte von Künstlern wahrnimmt, sowie der Bundesverband Bildender Künstler und das Documenta-Archiv sind mit dabei. Das Urheberrecht schützt die Werke bis 70 Jahre nach dem Tod von Künstlern. Wer ihre Werke vorher abbilden will - egal ob analog oder digital -, muss zahlen. Ein wichtiges Prinzip, um deutlich zu machen, dass auch geistiges Eigentum einen finanziellen Wert hat. Doch dieses Prinzip schafft im digitalen Zeitalter massive Probleme. Denn überall wird erwartet, dass Kunstwerke im Netz einsehbar sind.
"Uns geht es nicht darum, Geld zu sparen, sondern darum, das Geld zu bekommen, das nötig ist, um den Urheberinteressen und unserem Bildungsauftrag gerecht zu werden", sagt Bernhard Maaz, Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Auch deshalb ist ihm die Beteiligung der VG Bild-Kunst wichtig. Die Unterzeichner der "Münchner Note" fordern von der Politik ideelle Unterstützung, auch um zu einer europaweiten Einigung zu gelangen. Es heißt, aus dem Hause von Kulturstaatsministerin Monika Grütters gebe es durchaus Wohlwollen für die Forderung. Auf welche Widerstände diese allerdings bei den Zuwendungsgebern stoßen wird, ist noch nicht ausgemacht. Denn das Geld zur Finanzierung der Online-Abbildungen soll von Bund, Städten und Gemeinden kommen. Und gerade Städte und Gemeinden sind zum Teil mehr als klamm.
Die Münchner Pinakotheken spielen bei der digitalen Präsentation eine Art Vorreiterrolle. Den gesamten Kernbestand ihrer Sammlung haben sie mittlerweile online gestellt. Auf der Website heißt es: "18 Museen, 25 000 Kunstwerke, eine Sammlung". Doch diese Sammlung ist mehr als lückenhaft. 15 000 Kunstwerke bleiben ohne Bild. Doch wollte man beispielsweise die etwa 100 Werke Andy Warhols, die sich im Museum Brandhorst in München befinden, online abbilden, müsste man bis zur Freigabe der Rechte in den kommenden 40 Jahren etwa 300 000 Euro zahlen, rechnet Maaz vor. Von einer "Geiz ist geil"-Haltung sei man weit entfernt. Aber das könne kein Museum finanziell leisten.