Kunst:Vorsätzlich roh

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Mit einer großen Retrospektive würdigt das Kunstmuseum Stuttgart den früh verstorbenen Maler Patrick Angus - nur der Rest der Welt ist immer noch nicht reif für seine Bilder.

Von Catrin Lorch

Der kurze Film spielt in Soho und zu der Zeit, als man im Süden Manhattans noch Abkürzungen über Brachen nehmen konnte. Die drei Männer tragen zusammengerollte Leinwände unter dem Arm und sprechen, als sie über Geröll stolpern, über Kunst und Ruhm. Die Stimmung ist erwartungsfroh. Alle lachen, als die Gemälde in der Bridgewater Gallery aufgerollt werden: ein Junge, der im Stripclub die Jeans runterlässt, Szenen aus der Schwulensauna, Akte. "Die sind aber ganz schön frech", sagt der Galerist grinsend, "hoffe nur, nicht alle sind so explizit". Er weiß: In einem noch immer vergleichsweise puritanischen Land wie den USA kann man dem Publikum mit so etwas nicht kommen. Eine weiße Wand mit einem schwarzen Punkt könne man in Amerika leichter verkaufen, witzelt der Galerist. "Das haut mich jetzt um, dass das Motiv heute noch so eine Rolle spielt", sagt der Freund des Künstlers. Und der ältere Autor, er ist als Vermittler dabei, versucht es mit Hinweisen auf William Hogarth, einer der bedeutendsten britischen Maler des 18. Jahrhunderts. Allein der Künstler bleibt stumm. Denn auch wenn der Kurzfilm von Jonathan Nossiter eher ein Sketch ist und keine Dokumentation - die Bilder waren echt, der Künstler Patrick Angus auch und ebenso die Zurückweisung.

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