Kulturprogramm zum Revolutionsjubiläum:Die Freiheit liegt auf der Straße

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"Revoluzzer-G'schichten" werden beispielsweise am Samstag, 3. November, von 13.30 Uhr auf der Theresienwiese bei einer Führung erzählt, die "100 Jahre Freistaat Bayern" beleuchtet. (Foto: Privat)

330 Veranstaltungen erinnern an die Revolution von 1918. Zum Auftakt steigt ein "Fest der Demokratie" auf der Theresienwiese

Von Michael Zirnstein

Demonstrieren ist in - und nötig. Es gilt, demokratische Errungenschaften zu verteidigen. So rufen gerade ein Bündnis um den Verein Lichterkette, die Initiative Künstler mit Herz und 40 weitere Organisatoren auf, sich auf der Maximiliansbrücke zu versammeln. Man will "ein leuchtendes und fröhliches Zeichen in die Welt senden für Demokratie, Freiheit, Frieden und Menschenrechte - und gegen Rechtsextremismus". Und dies just am 5. November, an dem die AfD in den Bayerischen Landtag einzieht. Eine Partei, von der nicht alle Mitglieder, hinter den demokratischen Werten stehen.

Für dieses Ideal machte sich vor 100 Jahren eine Friedensdemonstration auf der Theresienwiese stark. 40 000 bis 60 000 Menschen folgten dem Ruf der Arbeiterparteien und der Freien Gewerkschaften am 7. November 1918 und füllten den Platz vor der Bavaria, deren Stufen und Säulenhallen, was den Schriftsteller Oskar Maria Graf zum Ausruf anspornte: "Herrgott, heut' ist ja ganz München da ... Da wär' doch was zu machen! Hoffentlich gehen sie heut' nicht wieder heim und tun nichts ..." Sie taten etwas, blieben friedlich, allen voran Kurt Eisner, der den Freistaat Bayern ausrief. Nun hielt diese erste Demokratie nur kurz, kam aber wieder, und das gilt es heuer zu zelebrieren. Das Kulturreferat der Landeshauptstadt München hat mit Partnern das Programm "1918/2018. Was ist Demokratie?" erstellt. Sechs Monate lädt man mit 170 Partnern von Museen über Kirchengemeinden bis zu den Kulturinstituten zu 330 Veranstaltungen ein. Das Programmheft ist 325 Seiten dick.

Die größte Feier steigt am Jubiläumstag wo alles begann: zu Füßen der Bavaria. Dort hat man nach dem Oktoberfest das Herzkasperlzelt mit Platz für nicht 40 000, aber doch 1500 Gäste stehen gelassen, die bei freiem Eintritt zusammen mit viel Prominenz ein "Fest der Demokratie" feiern sollen. Es geht am Nachmittag mit einer lehrreichen "Revolutionsrallye" und Führungen rund um die Theresienwiese los, derweil die Combo Café Unterzucker um 14.30 Uhr mit Kindermusik und "Erwachsenenschmarrn" zeigt, wo die Grenzen von der Mitbestimmung der kleinen Leute liegen, nämlich in der Familie.

Durch das Abendprogramm von 17 Uhr an führt der Kabarettist Christian Springer. Zunächst bittet er "engagierte Köpfe" Münchens wie die Filmemacherin Doris Dörrie, den Schriftsteller Said, die SZ-Journalistin Annette Ramelsberger oder den Polizeipräsidenten Hubertus Andrä zu einem "Date mit der Demokratie". Der musikalische Demokratie-Wächter Hans Well spielt dann mit seiner Familienbande Wellbappn (18.15 Uhr), ehe eine "Revolutionsrevue" mit den Kabarettisten Maria Peschek und Liesl Weapon, der Rapperin Taiga Trece, dem Kösk-Chor und anderen der "Aufbruchsstimmung vor 100 Jahren nachspürt". Zum Abschluss, um 21 Uhr, spielt die Bigband Dachau mit Ehrengästen zum Tanzen auf - denn bei allem nötigen Diskurs ist der 7. November ein Tag zum Feiern.

Fest der Demokratie , Mi., 7. Nov., 14-23.30 Uhr, Herzkasperlzelt, Theresienwiese, Eintritt frei

© SZ vom 03.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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