Kulturpolitik:Kein Bauhaus in Bayern?

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Das Kultusministerium entzog sich einer Initiative zur Feier des Jubiläums. Es gebe kein "nennenswertes Wirken" des Bauhaus' im Freistaat.

Von Janne Knödler

Vor zehn Jahren schlossen sich Dessau, Weimar und Berlin zusammen, um das diesjährige Bauhaus-Jubiläum zu planen. Groß sollte es werden, divers und dezentral. Das Jubiläum zeigt, dass das Bauhaus seine Spuren überall hinterließ. Außer, könnte man meinen, in Bayern.

Bayern nämlich entschied, nicht dem "Bauhaus Verbund" beizutreten. Der Verbund ist ein Zusammenschluss von Bund, den drei sammlungsführende Häusern in Dessau, Berlin und Weimar und elf Ländern. Seine Aufgabe ist es, möglichst alle Aktivitäten im Jubiläumsjahr zu koordinieren und zu vermarkten. Dafür gibt es einen Blog mit Essays und Interviews, einen digitalen Terminkalender, Flyer und interaktive Landkarten. Über allem prangt ein Logo. Aber der Verbund stellt nicht nur vor, sondern koordiniert auch die drei übergreifenden Events: das Eröffnungsfestival in der Akademie der Künste in Berlin. Dann die Ausstellung "Bauhaus Imaginista", die den internationalen Einfluss des Bauhauses erkundet, und zudem die "Grand Tour der Moderne", eine Route durch Deutschland, die anhand von einhundert ausgesuchten Orten zeigt, wo das Bauhaus abseits von Dessau, Weimar und Berlin existierte. Bedingung für die Teilnahme an diesen Projekten war die Mitgliedschaft des jeweiligen Landes im Verbund.

"Nicht belegt" sei ein "nennenswertes Wirken des Bauhauses und seiner wichtigen Akteure in Bayern", heißt es in einem Schreiben im Auftrag des damaligen Kultusministers Ludwig Spaenle (CSU). Man habe sich deswegen entschieden, vom Beitritt in den Verbund abzusehen. Angesichts der Fülle der bayerischen Bauhauskunst ist das eine absurde Formulierung. Die Münchner Pinakotheken der Moderne sind im Besitz einer der wichtigsten Sammlungen des Bauhauses, die seit Februar ausgestellt wird. In Amberg steht mit der Glaskathedrale das letzte von Walter Gropius geplante Gebäude, die Werkbund Werkstatt in Nürnberg knüpft mit einer Vorlesungsreihe an den utopischen Charakter der Bewegung an. Auch in Würzburg gibt es das Bauhaus, so die kulturpolitische Sprecherin der Linken, Simone Barrientos, über ihren Wahlkreis: "Zum Beispiel die Lerchenhain-Siedlung von Peter Feile mit den ersten Flachdächern in Nordbayern. Das war damals eine Sensation."

Teilweise wurden die bayerischen Stätten über die Kulturstiftung des Bundes in die Projekte eingegliedert. Das Jubiläum wird in Bayern also nicht dank des Engagements der bayrischen Kulturpolitik gefeiert, sondern trotz ihrer Verweigerungshaltung. Die Mitgliedschaft im Verbund wäre ein Weg gewesen, den Aktivitäten im eigenen Land zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen. Zudem verzichtete das Ministerium auf die Möglichkeit, mitzusprechen bei der Organisation. Doch auch wenn Bayern auf das Gemeinschaftsprojekt verzichtet: Auch in Bayern gab es das Bauhaus. Nur wird man das auf der interaktiven Landkarte nicht erkennen.

© SZ vom 05.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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