Kulturpolitik:Hohe Hürden für die Kunst

Die Stadt München fördert die freie Tanz- und Theaterszene mit einer knappen Million Euro

Von Christiane Lutz

Das Gerangel um das Geld hat erst mal ein Ende: Am heutigen Donnerstag entscheidet der Kulturausschuss darüber, welche freien Tanz- und Theaterprojekte 2018 von der Stadt gefördert werden sollen. Eine knappe Million Euro hat die Stadt für die Freie Szene zu vergeben. Laut Jury waren allein für die Theaterförderung 125 Anträge eingegangen.

Die Liste derer, die die Jury vorschlägt, liest sich wie die Gästeliste einer typischen Münchner Freie-Szene-Party. Überraschungen gibt es wenig. Unter denen, die eine sogenannte Einzelprojektförderung erhalten, ist zum Beispiel der Autor und Regisseur Emre Akal, der im vergangenen November im Theater Hoch X das Projekt "Mutterland . . . stille" über den Wandel der Türkei zur Autokratie zeigte. Seine neue Arbeit "Angst" wird sich mit der alltäglichen Sorge der Menschen beschäftigen.

Auch Anta Helena Recke wird bedacht, sie war noch bis vor kurzem Regieassistentin an den Münchner Kammerspielen. Ihre "Schwarzkopie" von "Mittelreich" - also die Übertragung einer bestehenden Inszenierung auf ein Ensemble aus schwarzen Schauspielern - wurde eben zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Sie plant ein Projekt namens "Die Kränkung der Menschheit", in dem sie sich wieder mit dem Thema Rassismus beschäftigen will.

Außerdem gefördert werden unter anderen: Die inklusive Theatergruppe "Freie Bühne München", die Doku-Theater-Regisseurin Karen Breece, die Künstlerin und Sängerin Lulu Obermayer und ein Trio aus Autorin Lena Gorelik, Theatermacherin Angelika Krautzberger und Judith Huber, die eine Performance zum Thema Machtmissbrauch und Sexismus machen wollen.

Kulturpolitik: Emre Akal, der 2017 "Mutterland...stille" im Hoch X zeigte, wird auch 2018 wieder in der Landeshauptstadt tätig sein.

Emre Akal, der 2017 "Mutterland...stille" im Hoch X zeigte, wird auch 2018 wieder in der Landeshauptstadt tätig sein.

(Foto: Matthias Kestel)

Die Stadt vergibt außerdem sogenannte Recherchestipendien an Tanz- und Theaterschaffende, also für Arbeiten, die eines längeren Vorlaufs bedürfen und später zur Aufführung kommen werden. Im Theaterbereich gehen die zum Beispiel an Amahl Khouri, die zu den Nachwirkungen des arabischen Frühlings recherchiert. Dann an die Gruppe "Pandora Pop GbR", die sich mit dem Thema Mauerbau beschäftigen will, das seit Donald Trump wieder erschreckend aktuell ist. Gesche Piening erhält eine Förderung für eine Recherche über Totenkult in unserer Gesellschaft. Auch Yana Thönnes bekommt eine Förderung, ebenfalls ehemalige Regieassistentin der Kammerspiele, die zu rechten Männerbewegungen in den USA forschen möchte. Im Genre Tanz gehen die vier Recherchestipendien an die Tänzerin Ceren Oran und die Choreografin Stephanie Felber.

Die Einzelprojektförderung aus dem Bereich Tanz werden unter anderen Sabine Glenz, Moritz Ostruschnjak und Ahmed Taigué erhalten. Die Vorlage für diese Förderungen stammt von einer Jury, bestehend aus Mitgliedern des Stadtrates sowie Experten, die sich durch Anträge gearbeitet und überlegt hat, wer mit wie viel Geld förderungswürdig ist. Dass die Jury-Tätigkeit bisweilen sehr undankbar ist, weil einfach zu wenig Geld da sei, beklagte Dramaturg Stefan Bläske in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung (SZ vom 31. Januar). Zwar bemüht sich die Stadt um ein gerechtes Verfahren, wo aber mehr Künstler Geld brauchen, als Geld da ist, bleibt zwangsläufig viel Gutes, vielleicht Teures oder Experimentelles auf der Strecke.

Kulturpolitik: Hinter dieser Produktion stecken Künstler, die auch 2018 wieder in München arbeiten werden: Lulu Obermayer (mit ihrer "Manon Lescaut").

Hinter dieser Produktion stecken Künstler, die auch 2018 wieder in München arbeiten werden: Lulu Obermayer (mit ihrer "Manon Lescaut").

(Foto: Julian Baumann)

Das Metropoltheater hat diesbezüglich im vergangenen Jahr bereits einen Erfolg für sich verhandelt. Das Theater kam mit seiner Förderung von 150 000 Euro hinten und vorn nicht aus und erkämpfte sich eine Sonderstellung im Förderverfahren und eine Erhöhung auf 400 000 Euro jährlich.

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