Süddeutsche Zeitung

Kulturpolitik:Das noch neuere Theater

Im I-Camp hat künftig die Gruppe "HochX" das Sagen

Von Franz Kotteder

Nach mehr als 20 Jahren bekommt das städtische Neue Theater, genannt I-Camp, in der Entenbachstraße 37 eine neue Leitung. Das Haus ist vor allem als Spielort für freie Gruppen gedacht, an dem experimentelle Spielformen ausprobiert werden sollten, aber auch Performances, Tanztheaterstücke und Produktionen aus anderen Städten sollen hier gezeigt werden. Bislang wurde das Haus betrieben vom Theaterverein München um seinen Vorsitzenden Manfred Killer und den Geschäftsführer Robert Hofmann, die Stadt stellte jährlich rund 195 000 Euro für Unterhalt und Betrieb zur Verfügung.

Die kommenden zwei Jahre wird das Haus nun von der Gruppe "HochX - Zentrum für Live Art München" geführt, die unter anderem aus den Theatermachern Ulrich Eisenhofer, Ute Gröbel und Benno Heisel besteht. Der Kulturausschuss des Stadtrats stimmte am Donnerstag in nichtöffentlicher Sitzung zu. Laut Kulturreferent Hans-Georg Küppers (SPD) trennt man sich keineswegs im Unfrieden von dem bisherigen Team: "Nach mehr als 20 Jahren war es einfach mal Zeit, etwas Neues zu versuchen", sagte Küppers.

Der Theaterraum mit seinen 165 Plätzen wurde von der Stadt Anfang der Neunzigerjahre vom Kolping-Verein übernommen, um ein Zentrum für die damals schon sehr rege Freie Szene in der Stadt zu schaffen. Seither trägt es den offiziellen Namen Neues Theater, seit 1993 firmiert es zudem unter der Bezeichnung I-Camp. Die bisherigen Betreiber setzten dabei auf ein sehr vielseitiges Programm und sahen sich vor allem als Dienstleister für freie Gruppen. Das Kulturreferat hatte die Theaterleitung bereits im April ausgeschrieben und die Frist noch einmal verlängert, weil wegen der Ferien kaum Bewerbungen eingegangen waren. Von "HochX" erwarte man sich nun die verstärkte Einwerbung von Drittmitteln und die Pflege nationaler und internationaler Kontakte, heißt es.

Der bisherige Geschäftsführer Robert Hofmann vom Theaterverein spricht von "unterschiedlichen Auffassungen, was Freie Kunst überhaupt sein kann" und sieht einen kulturpolitischen Umschwung "hin zu einer bürokratischeren Kunstauffassung und hin zu einem eher neoliberalen Verwaltungshandlungsdenken". Anscheinend wolle das Kulturreferat stärker in Richtung einer Intendanz für das Haus gehen.

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Quelle:
SZ vom 18.09.2015
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