Kulturgeschichte:Geregelte Randständigkeit

Le salon

Weder Menschenrechte noch Liebesheirat oder Geschlechtergleichheit brachten für die Frauen eine Wende zum Besseren: "Bordell" von Émile Bernard, 1890.

(Foto: akg)

Soll Prostitution weltweit legal werden? Diese Frage könnte Menschheitsgeschichte schreiben. Europa zumindest schwankt seit der Antike zwischen Duldung und Verachtung.

Von Gustav Seibt

Als der französische Philosoph und Edelmann Michel de Montaigne 1581 nach Rom kam, interessierte er sich nicht nur für die Frömmigkeit, die Gesellschaft und die Kunst im Zentrum der Kirche, sondern auch für ihre Prostituierten. Der unerschütterlich nüchterne Humanist war neugierig auf das Nebeneinander von Frömmigkeit und Prostitution, das er am Sitz des Papstes selbstverständlich unterstellen durfte. Dort, am Mittelpunkt einer Konfession, die ihren Priestern die Ehe versagt, war auch der unbestrittene und allbekannte Hauptort Europas in Sachen käuflicher Liebe.

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