Kulturfinanzierung in Berlin:Im Angesicht der Betonwanne

Berlins Kultursenator und Bürgermeister Klaus Wowereit ist erstmals bereit, sich an der Sanierung des Staatsoperngebäudes Unter den Linden zu beteiligen.

Jörg Königsdorf

Ein wichtiger Etappensieg für die Berliner Lindenoper: Vor dem Kulturausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses hat sich der Regierende Bürgermeister und Kultursenator Klaus Wowereit erstmals zu der Verantwortung des Stadtstaats für die Sanierung des maroden Staatsoperngebäudes bekannt: "Es ist unsere Oper und wir sind dafür verantwortlich, ihre künstlerische und wirtschaftliche Zukunft zu sichern."

Nach dem ablehnenden Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zur Haushaltsnotlage der Stadt hatte Wowereit erklärt, Berlin könne seinen Anteil an den Sanierungskosten nicht erbringen. Nachdem private Förderer 30 Millionen Euro zugesagt hatten, hatte im vergangenen Jahr auch der Bund 50 Millionen Euro genehmigt - allerdings unter der Voraussetzung, dass Berlin sich mit einem Betrag in gleicher Höhe beteiligen würde.

Genaue Prognose Ende Februar

Wowereits Kurswechsel ist ein Signal, dass er die wichtigsten kulturpolitischen Fragen zügig angehen will. Zuletzt hatte er bereits angedeutet, mit dem Parlament über eine Erweiterung des Finanzrahmens für die Opern zu sprechen, wenn sich herausstellen sollte, dass die Häuser keine Einsparungen in ausreichender Höhe erbringen könnten. Im Falle der Staatsoper ist besondere Eile geboten. Damit die Sanierung tatsächlich 2010 beginnen kann, muss jetzt Klarheit über die Finanzen geschaffen werden.

Wowereit steht zudem vor dem Dilemma, dass zwar bald Entscheidungen gefällt werden müssen, die Grundlagen dafür jedoch fragwürdig sind - die Sanierungspläne für die Staatsoper beruhen laut Intendant Peter Mussbach auf vagen Schätzungen, eine grundlegende Materialanalyse werde derzeit erst erstellt.

Bislang sei nicht einmal klar, ob die Betonwanne, auf der das Haus in den fünfziger Jahren wieder errichtet wurde, ganz oder nur teilweise erneuert werden müsse. Mit einer genaueren Prognose sei erst Ende Februar zu rechnen - derzeit wisse niemand, ob 130 Millionen Euro dafür überhaupt ausreichen würden, so sie denn überhaupt zusammen kämen.

Ohnehin steht Mussbach dem Sanierungsplan, der keine Veränderungen in Zuschauerraum und Foyer vorsieht, kritisch gegenüber. Er favorisiert eine umfassendere, 10-15 Millionen Euro teurere Renovierung: Nur die Wiedereinführung eines vierten Rangs würde dem Haus seine alte Akustik zurückgeben und es der Staatsoper ermöglichen, durch eine Verringerung der sichtreduzierten Plätze die Auslastung zu erhöhen. Aber dafür muss er sich wohl noch einen Mäzen suchen.

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