Kultur:Wie die Großen

Kultur: Das "vbw Festivalorchester" spielt jedes Jahr im örtlichen Kurhaus mit Star-Begleitung - hier 2015 mit Geigerin Julia Fischer.

Das "vbw Festivalorchester" spielt jedes Jahr im örtlichen Kurhaus mit Star-Begleitung - hier 2015 mit Geigerin Julia Fischer.

(Foto: K. J. Hildenbrand)

Ambitionierte Jungmusiker spielen beim "Festival der Nationen" in einem eigens dafür erstellten Orchester. Ein Probenbesuch

Von Jennifer Gaschler

Aus allen Ecken der Pfarrer-Kneipp Mittelschule in Bad Wörishofen pfeift, tönt und klingt es. Im Musiksaal sitzen um die 30 jugendliche Geigerinnen und Geiger und proben Mendelssohns "Schottische". Hier findet eine Registerprobe des "vbw Festivalorchesters" statt - eines Jugendorchesters, das jedes Jahr neu aus herausragenden bayerischen Jungmusikern erstellt wird, um beim Wörishofener "Festival der Nationen" zu spielen. Dabei sitzen auch Fabian Jüngling und seine jüngere Schwester Sophia. Fabian spielt bereits zum sechsten Mal im Festivalorchester mit, seine Schwester ist das vierte Mal dabei.

Der 17-Jährige freut sich immer wieder darauf: "Ich habe hier einige Freunde gefunden, die auch jedes Jahr mitspielen." Vor dem jungen Orchester steht Marije Grevink, eine Profigeigerin, die unter anderem beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks spielt. Sie stimmt die letzten Details ab: "Ihr müsst bei den Akkorden den Bogen ein wenig anheben, damit die Töne den Saal erreichen und nicht vor der ersten Reihe absacken" - ja, das klingt fast nach Meisterkursen, aber doch kindgerecht erklärt. Mitfinanziert wird das Projekt von der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft, daher der Name, gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Bildung, Kultus, Wissenschaft und Kunst.

Werner Roch, der gemeinsam mit seinem Bruder Winfried das Festival leitet - die Gebrüder Roch, wie sie von vielen liebevoll genannt werden - kann sich noch gut an Fabians erstes Jahr erinnern: "Damals hatte er keine Noten dabei, was uns alle erstaunt hat. Aber er hat die Noten gar nicht gebraucht, weil er schon alle Stücke sicherheitshalber auswendig konnte." Christoph Adt, Vizepräsident der Münchner Musikhochschule, fügt hinzu: "Wir können mit den jungen Musikern auf einem sehr hohen Niveau arbeiten - ich würde sogar sagen, am Ende erreichen wir das Niveau eines mittleren Profiorchesters". Er dirigiert das Festivalorchester seit dessen Gründung vor sieben Jahren. "Aber vor allem können die Jugendlichen hier den Orchester-Alltag ausprobieren und herausfinden: Will ich mir das später wirklich als Beruf antun?", sagt Adt.

Im Keller spielen unterdessen die Bratschen in einem Klassenzimmer Mozarts Papageno-Papagena-Duett, "nur so zum Spaß vor der Tutti-Probe", sagt Christiane Hörr, die Dozentin, die ebenfalls aus dem Orchester des Bayerischen Rundfunks stammt. Die Jungmusiker klingen bereits sehr vielversprechend, was nicht erstaunt, spielen die meisten doch bereits in mehreren Nachwuchsorchestern.

Im Februar ist das nächste Vorspielen, Solisten sind dann Fazil Say und Stargeiger David Garrett. Bald macht Fabian Abitur, danach will er Geige studieren. Sophia bleibt dem Orchester noch für ein paar Jahre erhalten. Aber zuerst freuen sich beide auf das Konzert, bei dem sie auch mit der Ausnahmepianistin Beatrice Rana Beethovens viertes Klavierkonzert spielen werden. Aufgeregt sind die beiden nicht mehr: "Das ist alles inzwischen Routine".

Vbw Festivalorchester und Beatrice Rana, Sonntag, 25. September, 19 Uhr, Kursaal Bad Wörishofen, Hauptstr. 16, 082 45 96 09 63

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