Süddeutsche Zeitung

Kultur im Teil-Lockdown:In Zirzes Wellnesstempel

Lesezeit: 2 min

Pop aus Belgien, ein Ballett-Klassiker von John Cranko und eine "Odyssee" für Jugendliche: Kultur-Tipps für zu Hause.

Von Kathleen Hildebrand, Julia Meidinger und Lina Wölfel

Weil Corona-Infektionen drohen, finden Konzerte, Theateraufführungen und Lesungen nicht mehr wie gewohnt statt. Aber man muss deshalb nicht komplett auf Live-Events verzichten. Eine Auswahl.

Debatte:

Verschwörungstheorien haben gerade Konjunktur. Der Regisseur und Medienkünstler Arne Vogelgesang hat einen Video-Essay zu dem Thema produziert. In "This is not a game" untersucht er anhand der Verschwörungstheorie QAnon die Fiktionalisierung und Fragmentierung politischer Wirklichkeiten. Das Video ist vom 8. bis 11. Februar im Nachtkritik-Stream zu sehen.

Literatur:

Wie erkennen wir unsere Privilegien? Wie können Weiße die Realität von Schwarzen sehen? Die Autorin Emilia Roig geht diesen Fragen in ihrem Buch "Why we matter" nach. Am 13. Februar findet dazu eine digitale Buchpremiere im Maxim-Gorki-Theater statt. Die Autorin Alice Hasters moderiert, Auszüge liest die Schauspielerin Abak Safaei-Rad.

Film:

Auf der Webseite vom Filmmuseum München führt "Vagabonding Images", ein gemeinsamer Kurzfilm von Nicolas Humbert und Simone Fürbringer, am 8. Februar die Retrospektive des Münchner Filmemachers und seiner Weggefährten fort. Humbert ist Autorenfilmer, aber ein ungewöhnlicher: Er teilt sich die Regie, macht Filme im Kollektiv. Am Freitag, dem 12. Februar um 18 Uhr wird es auf der Webseite des Filmmuseums ein Live-Gespräch mit Nicolas Humbert geben.

Klassik:

Es ist die erste Premiere des Jahres in der Staatsoper unter den Linden: Die Neuinszenierung von Leoš Janáčeks "Jenůfa". In dem Stück geht es um eine junge unverheiratete Frau, die ein Kind bekommt. Ihre Ziehmutter fürchtet die gesellschaftliche Ausgrenzung und will das Kind verschwinden lassen. Der Stoff wurde 1904 zum ersten Mal aufgeführt, inszeniert haben der Regisseur Damiano Michieletto und Dirigent Sir Simon Rattle. Die Oper wird am 13. Februar um 20.15 Uhr live, aber zeitversetzt von 3sat ausgestrahlt und unter anderem auf www.staatsoper-berlin.de gestreamt. Außerdem wird die Inszenierung am 14. Februar um 19.05 Uhr bei BR-Klassik im Radio zu hören sein.

Tanz:

Noch heute gilt John Crankos Ballett-Inszenierung von "Romeo und Julia" -entstanden vor über 50 Jahren - als eine der meistgespielten der Welt. Einige Mitglieder des damaligen Stuttgarter Ensemble spielen heute mit jungen Nachwuchstalenten zusammen. Vom 15. Februar um 0.20 an ist der Klassiker unter der Regie von Michael Bayer in der Arte Mediathek streambar.

Pop:

Tamino zählt zu den spannendsten jungen Musikern der belgischen Szene. In den Melodien des ägyptischstämmigen Sängers schwingen orientalische Einflüsse mit, die weniger melancholisch sind, als dass sie Fernweh auslösen. Sein Konzert im Pariser Konzertsaal Olympia von 2019 wird vom 15. Februar um 5 Uhr an in der Mediathek abrufbar sein.

Theater:

Eine Frau, die zurück in ihr Heimatdorf zieht, eine Behörde, die Corona-Evaluationsbögen verschickt und eine Community, die auf alles verzichtet, auf das man verzichten kann. In "Homecoming" einem Live-Theater-Game von machinaeX machen sich die Zuschauer vom 12. bis 14. Februar von zu Hause auf - in entlegene Orte des Internets, in Live-Performances und Chatverläufe, die über ihre vier Wände hinausgehen. Homecoming ist ein interaktives PC-Spiel, das auf Telegram und weiterführenden Websites der Veranstalter gespielt wird. Tickets können über Telegram gekauft werden.

Für junge Menschen:

In einer Bearbeitung für Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren streamt die Junge Ulmer Bühne am 12. und 13. Februar Homers "Odyssee". Regisseurin Sina Baajour hat den Klassiker als Roadtrip-Movie angelegt und schickt Odysseus quer durch die Wüste, vorbei an Zyklopen und Zirzes Wellnesstempel, während DJ Hermes aus dem Autoradio schallt.

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