Weimar (dpa/th) - Ein Gedicht als Ausgangspunkt für einen Kurzfilm - das ist in der Regel die Grundlage für sogenannte Poesiefilme. Diesen ist mit den Poetry Film-Tagen in Weimar ein Festival gewidmet. „Es ist schon ein Nischen-Festival“, sagte Guido Naschert von der Festivalleitung. Es sei aber eine wichtige Plattform, um solchen Filmen einen Ort zu geben, die anderswo keinen Platz finden. Diesen haben sie nun von 19. bis zum 20. Mai in Weimar - aber auch noch einige Zeit danach, denn das Festival bietet bis Ende des Monats einige Filme auch über eine Mediathek online an.
Das Genre gewinne an Bedeutung, so Nascherts Eindruck. Er verweist auf die Zahl der Einsendungen: Für den Wettbewerb um den Weimarer Poetryfilm-Preis seien dieses Mal 578 Kurzfilme aus 60 Ländern eingereicht worden. Davon laufen nun 14 ausgewählte Filme im Wettbewerb. „Das Videoformat in der Lyrik wird weltweit immer wichtiger - gerade etwa im arabischen Raum“, so Naschert. Dort würden Autorinnen und Autoren häufig von Anfang an auf Video und nicht auf Bücher setzen. Auch dank Smartphones sei es vielen möglich, Filme zu entwickeln. „Es ist leicht geworden, zumindest amateurhafte Arbeiten anzubieten.“ Genauso gebe es aber auch professionell geförderte, mehrere zehntausend Euro teure Projekte.
Dabei können die Inhalte und Formate der Filme ganz unterschiedlich sein. Naschert verweist auf Animationsfilmprojekte aus Südafrika, die Gedichte in der Sprache Afrikaans lebendig halten wollen, auf Straßenpoeten, die in Sierra Leone gefilmt wurden, oder auf Alltagsgeschichten auf Basis von Shakespeare-Sonetten. Neben den Filmen gehören etwa auch Workshops zum Festival.
Nach Weimar passe das Festival gut, betonte Naschert. An der Uni entwickelten Studierende selbst Jahr für Jahr neue Kurzfilme. Die Uni und die in der Klassikstadt beheimatete Literarische Gesellschaft Thüringen kooperieren bei einem Magazin zu dem Thema.
Neben Weimar gibt es etwa noch in Berlin ein Festival mit Fokus auf Poesiefilm.
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