Als die Autorin Marion Grillparzer vor einiger Zeit mal nachschauen wollte, wie ihre Ernährungsratgeber auf Amazon so abschnitten, wurde sie stutzig. Mit in der Liste ihrer Bücher tauchte ein Titel auf, der von ihr stammen könnte: „GLYX-Guide: 1000 Lebensmittel mit Nährwertangaben und Grundwissen“. Die Autorin hat einen Namen, der wie eine Mischung aus griechischer Mythologie und deutscher Romantikstraße klingt. Warum er hier nicht genannt wird, dazu später. „Ich dachte, mich trifft der Schlag“, sagt Marion Grillparzer am Telefon. Die Abkürzung „Glyx“, die habe sie Ende der Neunzigerjahre erfunden, sie steht für den glykämischen Index, der die Steigerung des Blutzuckers bei bestimmten Lebensmitteln misst, aber um den soll es hier nicht gehen. Hatte da jemand ungefragt ihre Wortschöpfung geklaut und verdiente damit Geld? Sie bestellte eines der Bücher und stellte fest, dass diese Autorin ihr Werk nirgends als Quelle angibt. Das Buch kam ihr zudem merkwürdig zusammengeschraubt vor, zudem bestand es aus sehr großer Schrift auf wenigen Seiten. Grillparzer fühlte sich hintergangen.
KI und Literatur:Tausend Seiten in zehn Tagen
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Eine Autorin veröffentlicht weit über hundert Sachbücher in einem Jahr. Wie ist das möglich? Eine Spurensuche in der Welt des Selfpublishing – und der KI.
Von Christiane Lutz

KI und Kunst:Wer will solche Bücher kaufen?
Weil KI ihnen Aufträge für Cover und Werbekampagnen wegnimmt, fürchten Illustratoren um ihre Zukunft. Und es stellt sich die Frage: Wollen wir, dass uns in Zukunft Maschinen von der Welt erzählen?
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