Kritik:Pustekuchen

Rod Stewart kommt als müder Held in die Olympiahalle

Von Oliver Hochkeppel

Vor zwei Jahren bebte bei Rod Stewart die Olympiahalle, und die Kritiker überschlugen sich: Der Schotte hatte dem Alter wieder mal ein Schnippchen geschlagen und nicht nur die gewohnt zuverlässige Live-Show abgezogen, sondern mit dem ersten selbstgeschriebenen Studioalbum seit vielen Jahren gleichsam von einem kreativen Jungbrunnen gekostet. So ein neues Album ("Another Country") hatte Stewart jetzt wieder am Start. Entsprechend hoch waren die Erwartungen - und sie wurden enttäuscht.

Das begann schon damit, dass der Mann, der vorab verkündet hatte, er freue sich so darauf, seine neuen Stücke zu singen, gerade mal eines davon ("Love Is") im Programm hatte. Ansonsten vertraute Stewart ausschließlich auf Hits. Was ja kein Fehler sein muss, die meisten Zuschauer waren wohl genau deswegen gekommen. Doch so absehbar, so auf Nummer sicher, so spannungsarm wie diese Las-Vegas-Show muss man ein Programm sicher nicht aufbauen. Einige Stücke, vor allem "Maggie Mae" waren obendrein durch merkwürdige Arrangements ordentlich in den Sand gesetzt. Dass der Sound in den Spitzen bis zum Klirren grell und darunter verwaschen war, half auch nicht gerade: Selten kam Stewarts markante Soulstimme, die so gekonnt Heiserkeit modulieren kann, berührend herüber. Am besten war noch der Akustik-Teil, bei dem Stewart einmal nicht in wechselnden Leoparden-Sakkos herumtigern musste. Im großen Finale schließlich, wie gewohnt mit "Sailing" und "Da Ya Think I'm Sexy", sorgte schon das Publikum selbst dafür, dass nichts mehr schiefgehen konnte.

Zuvor freilich war Stewart sichtlich die Puste ausgegangen. Auch der viel gerühmte Humor erschöpfte sich in einem Gag auf Kosten des Düsseldorfer Publikums vor ein paar Tagen und ein paar selbstironischen Hüftwacklern. Ist er also der unverwüstliche, singende Fußballer? Zumindest soviel lässt sich sagen: Der Held wirkte diesmal müde. Fast wie ein 71-Jähriger eben.

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