Kritik:Paartherapie

"Fuck You, Mon Amour" im Zentraltheater

Von Egbert Tholl, München

Vielleicht sollte man diesen Abend am besten nehmen wie eine Paartherapie, eine Psychologin (oder eher Psychotherapeutin) ist jedenfalls da, die listige, lustige, sehr aufgeweckte Ursula Berlinghof. Im Zentraltheater in der Nähe vom Hauptbahnhof haben Thomas M. Meinhardt und Judith Toth ein Hörspiel Martin Beckers bearbeitet, Meinhardt hat es dann inszeniert, und der Autor selbst kann sich nun bei ihm und den Darstellern für die Umsetzung von "Fuck You, Mon Amour" bedanken. Denn allzu tief nachgedacht hat Becker nicht, als er seine Varianten von der Unmöglichkeit des Glücks in modernen Paarbeziehungen aufschrieb. Klar, es stimmt, was er beobachtete, aber es bleibt überschaubar, weil die Kunst fehlt, da kann auch die Psychologin mit ihren Ausflügen ins Seminarhafte nicht alles retten.

Gleichwohl: Sebastian Gerold spielt den rehäugig anhänglichen Allen rührend, Friederike Sipp die gleichermaßen nach Liebe und Freiheit gierende Florence sehr treffend. Die beiden sehen sich einmal im Jahr, sie können nicht ohne und nicht mit. Auch die Nebenfiguren, darunter Rilana Nitsch, sind in Meinhardts präziser und schnörkelloser Arbeit gut besetzt. Aber es bleibt bei einer munteren Ansammlung kaum tiefergehender Stereotypen, Paartherapie light, vielleicht leichter Balsam für Unglückliche.

© SZ vom 11.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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