Kritik:Endzeitromantik

Festspiel-Kammerkonzert mit Sängerin Angela Brower

Von Rita Argauer

Massenet und Ravel kennt man hierzulande noch, mit deren Zeitgenossen Henri Duparc und Ernest Chausson sieht es schon anders aus. Da aber die Opernfestspiele als Institution Publikumsmagnet genug sind, präsentiert Angela Brower, bis 2016 Ensemble-Mitglied der Bayerischen Staatsoper, zusammen mit dem Praetorius-Quartett bei ihrem Kammerkonzert im Cuvilliés-Theater ein Programm, das diese unbekannte Ecke der französischen Spätromantik ausleuchtet. Und angesichts der allgemein gegenwärtigen Verehrung der Werke Richard Wagners ist das ausgesprochen spannend. Denn insbesondere Chausson bedient sich an den harmonischen Grenzversuchen des späten Wagner, lässt aber all dessen Helden-Thematik außen vor.

Hier geht es schlicht nur ums Jenseitige, schon zu Beginn mit drei Liedern von Duparc, aber richtig massiv dann in der Musik Chaussons. Angela Brower füllt diese Endzeitromantik mit ihrem stark narrativen Mezzosopran dicht aus und gibt der harmonisch schwankenden Musik eine recht stehende Verlässlichkeit. Besonders gut gelingt ihr das im letzten Werk des Abends, Chaussons "Poème de l'amour et de la mer", das in der Fassung für Streichquartett und Klavier auch zum Höhepunkt des Konzerts wird.

Bezeichnend aber ist auch, wie schwer es Chaussons Musik ohne Brower hat. Das "Concert" für Klavier, Violine und Streichquartett hat, trotz der exzellent zwischen Eleganz und harmonischen Extravaganzen spielenden Musiker, Längen. Anders ist das bei Ravel. Dessen kühne, schon in der Moderne des 20. Jahrhunderts angekommene Komposition wirkt im ersten Satz der Sonate für Violine und Cello erfrischend, klar und prägnant. Richtig konkret wird es bei Massenets "Elégie" für Stimme, Cello und Klavier. Pianistin Sophie Raynaud steigt massig ein, und Yves Savarys Cello wird zum zweiten Protagonisten neben der Stimme. Viel Applaus gibt es für die Musiker, die diese unbekannte Musik nahbar machen.

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