Ich habe so viel Kultur konsumiert in diesem Monat! Vor allem habe ich Filme im Kino gesehen, nach der absurd langen Unterbrechung. Ich war in "The Shining" und "Last Night in Soho", in "Dune" und "Resident Evil: Welcome to Raccoon City", der auf jeden Fall als Kultur zählt, lassen Sie sich da von niemandem etwas anderes sagen. Außerdem habe ich den Criterion Channel auf meinem Smart-TV zum Laufen gebracht und Thanksgiving überwiegend mit französischen Erotikthrillern verbracht: Ich habe "Der Fremde am See" geschaut und "Der Swimmingpool" und "Belle de Jour".
Aber es waren nicht nur die Filme: Meine Schwester hat mich zu einer modernen Tanzperformance eingeladen, die einer ihrer Freunde im Symphony Space inszeniert hatte, also wanderte ich bis rauf in die 96. Straße und sah ein Trio unglaublich fitter Frauen in einer Show namens "Murmur" tanzen, die als "Show über Liebe" angekündigt war, aber vom Schlussmachen handelte.
Der denkwürdigste Teil war für mich der, in dem zwei schwarz gekleidete Frauen, während sie tanzten, ein langes, knallrotes Klebeband über die ganze Bühne und mitten über einen Tisch zogen - Klebeband ist kein gewöhnliches Medium, und immer wenn die Rolle ein bisschen festhing, verkrampfte ich mich enorm -, und als dann eine der Frauen superstark daran zog und ich sicher war, es würde reißen, wurde mir klar, dass sie ihre Sachen aufteilten, weil eine von ihnen ausziehen würde, und ich fing fast an zu weinen, und das war das erste Mal, dass ich je emotional auf modernen Tanz reagiert habe.
Ich blieb zu Hause, schaute mir "Seinfeld"-Wiederholungen an und bereue nichts
Ich habe das Gefühl, das hier wäre kein präzises Kulturtagebuch, wenn ich nicht auch die Kultur einbeziehen würde, die ich vorhatte zu konsumieren, dann aber in letzter Minute abgesagt habe: Ich hatte Tickets für etwas, das "Party für Freaks" hieß und an einem geheimen Ort in Bushwick stattfand, worauf ich gespannt war, aber vor Mitternacht fing das noch nicht mal an und ich hatte nichts zum Anziehen, das angemessen freakig wirkte, also blieb ich zu Hause, schaute mir "Seinfeld"-Wiederholungen an und bereue nichts.
Ich hatte auch eine Karte für ein Stück des Candle House Collective, einer Theatergruppe aus Chicago, die etwas machen, das sie "kontaktlose immersive Erfahrung" nennen, und das verpasst zu haben, bedaure ich schon. Ich habe das schon mal gemacht, und was da eigentlich passiert ist, dass sie einen anrufen zu einer abgemachten Zeit und man spielt mit in einem persönlichen... könnte man es vielleicht Improvisationstheater nennen?
In einem Stück namens "Klauen" musste ich letztes Jahr so tun, als sei ich für eine Hotline für Menschen in Not verantwortlich, und da rief mich ein Kind an, das Angst vor einem Monster im Schrank hatte und mich fragte, was es tun sollte. Es war furchterregend, und obwohl das Stück offensichtlich so angelegt war, dass man das Kind dazu bringen sollte, den Schrank aufzumachen und herauszufinden, was darin war, wurde ich so von meiner Rolle übermannt, dass ich den Jungen dazu drängte, sofort das Haus zu verlassen und Hilfe zu holen und die Schranktür auf keinen Fall zu öffnen, bist du des Wahnsinns, Kind?
Im Nachhinein finde ich es witzig, mir den armen Schauspieler am anderen Ende der Leitung vorzustellen, wie er versucht, damit klarzukommen, dass ich psychotisch und co-abhängig darauf bestehe, sein Leben zu retten, statt, sagen wir, die Kunst des Geschichtenerzählens zu erleben, aber für ihn spricht, dass er dranblieb. Ich habe nie erfahren, was in dem Schrank war, aber die emotionale Befriedigung überwog den fehlenden Ausgang der Handlung, würde ich sagen.
Diesen Monat meldete ich mich nun für ein Stück namens "Next Time" an, in dem ich so tun sollte, als sei ich eine Sozialarbeiterin und mich in einem Schrank einschließen, nur mit einem Papier und einem Stift, und einen Anruf von "Anonym" annehmen, aber stattdessen ging ich in letzter Minute mit Freunden essen, ignorierte den Anruf und fühlte mich unglaublich schuldig deswegen, was auf seine eigene Art ein starkes emotionales Erlebnis war.
Mein Hauptkulturereignis des Monats aber - sind Sie bereit? - war folgendes: Ich ging in die Oper. Und nicht irgendeine Oper. Ich war in der Premiere einer neuen Oper in der Met. Ich wusste gar nicht, dass noch neue Opern gemacht werden! Mein Gott, das muss ich Ihnen erzählen: die Kleider. Leute hatten mir von den Abendkleidern erzählt, aber ich war trotzdem unvorbereitet. Ich trug meine schwarzen Jeans ohne Löcher und eins meiner hübschesten Sweatshirts und fühlte mich, als sei ich da in einem Wochen alten Schlafanzug mit Kekskrümeln in den Haaren aufgetaucht. Ehrlich gesagt fand ich es toll. Ich fühlte mich, als habe ich mich aus dem Zwischendeck in die erste Klasse der Titanic gestohlen, am Tag bevor sie unterging.
Der Abend in der Met ist das sozial relevanteste Erlebnis, das ich je hatte
Ich ging mit meiner Freundin Emma, die auch eine Zeitungskolumne schreibt, in der aber anders als in meiner "soziale Relevanz" vorkommen muss. In der Pause erzählte sie, sie sei nicht sicher, ob sie darüber schreiben könne, dass sie in der Oper war, weil sie nicht wisse, ob da politisch was Tieferes zu holen sei, und ich sagte, dein Ernst? Das ist hier ein klarer Fall von Eat the Rich, wir sind immer noch in einer Pandemie, die Welt steht in Flammen und wir besuchen ein Event mit Leuten, deren edelsteinbesetzter Mund-Nasen-Schutz zu ihren Diademen passen, wir hängen im Epizentrum des Zusammenbruchs der Zivilisation ab, das ist das sozial relevanteste Erlebnis, das ich je hatte. Sie schien die Idee zu mögen oder nickte zumindest, bis ich aufhörte zu reden; ich hoffe wirklich, sie verwendet das.
Wie dem auch sei: die Oper. Es war Matthew Aucoins Fassung der "Eurydike" mit einem Libretto von Sarah Ruhl, das auf ihrem Theaterstück basiert. Es war erst die zweite Oper, in der ich war (die erste war "Madame Butterfly" im Studium), deswegen hab ich keinen großen Vergleich, aber ich mochte es sehr. Es brach mir das Herz. Mir ist klar, dass die irre Auflistung der Kultur, die ich diesen Monat konsumiert habe, mein Leben ziemlich beneidenswert wirken lässt - und in mancher Hinsicht ist es das -, aber der November war schwierig. Die Feiertage sind hart, und seitdem ich mich da nicht mehr durchtrinke, bleibt mir nichts anderes übrig, als meine Gefühle einfach zu fühlen, und ehrlich gesagt erscheint mir das grotesk.
Der Mythos von Eurydike - von dem normalerweise als dem Mythos von Orpheus die Rede ist, sicher aus Sexismus - handelt von einer Frau, die in ihrer Hochzeitsnacht von Hades, dem Gott der Unterwelt, geraubt wird; ihr Mann, Orpheus, steigt in die Hölle hinab, um sie zu finden. Die unklaren Regeln der Hölle bestimmen, dass sie mit ihm entkommen kann, wenn er sich nicht umdreht und sie anschaut, aber natürlich tut er das und verliert sie so zum zweiten Mal.
Als Eurydike in die Unterwelt kommt, hat sie vergessen, wie man die Menschensprache spricht
Jede Version der "Eurydike" findet eine andere Erklärung, warum Orpheus eine so selbstzerstörerische Entscheidung trifft - Angst, Misstrauen, Begehren, ein typisch männlicher Mangel an Impulskontrolle. In dieser Fassung ist die Entscheidung aber die von Eurydike: Orpheus dreht sich erst um, als sie seinen Namen ruft. Das Warum bleibt der Interpretation überlassen, aber ich verstehe es als eine Geschichte über die Ambivalenz von Trauer, wie es sich als Betrug anfühlen kann, nach einem schweren Verlust ins Leben zurückzukehren.
Als Eurydike in die Unterwelt kommt, hat sie vergessen, wie man die Menschensprache spricht; der Chor erklärt: "Sie spricht jetzt in der Sprache der Toten / es ist eine sehr stille Sprache / als würden sich die Poren deines Gesichts / öffnen und reden ... wie Kartoffeln, die in der Erde schlafen." Diese Zeilen behielt ich im Kopf. Später dachte ich darüber nach, dass, wenn Menschen sterben oder aus unserem Leben verschwinden, wir in unseren Köpfen auf jeden Fall weiter mit ihnen reden können, in der flüsternden Sprache unserer Gedanken, und dagegen wirken die Stimmen realer Menschen sehr laut und erdrückend, offen gestanden; manchmal ist es schöner - stiller und tröstlicher - einfach zu Hause zu bleiben und den flüsternden Kartoffeln zuzuhören.
Aber ach, wir können nicht für immer in der Unterwelt bleiben - manche Leute müssen Kulturkolumnen schreiben! -, also ist es ein Glück, dass es hier oben so viel zu tun gibt. Ich habe zwei meiner neuen nüchternen Freunde gegenüber so unablässig von der Oper geschwärmt, dass wir Karten für "Porgy and Bess" im nächsten Monat gekauft haben. Darüber werde ich wahrscheinlich nicht schreiben - "Regelmäßige Opernbesucherin" in meine öffentliche Persona aufzunehmen scheint mir der sichere Weg zu sein, als Erste an der Wand zu stehen, wenn die Revolution anfängt - aber ich freue mich wirklich darauf. Wir werden Abendkleider tragen.
Aus dem Englischen von Marie Schmidt.