Anfang August wurde auf der "Aichi-Triennale" im japanischen Nagoya eine Ausstellung geschlossen, weil sie eine "Trostfrauenstatue" zeigte: gewidmet war sie jenen Koreanerinnen, die während des Zweiten Weltkriegs als Zwangsprostituierte in japanische Feldbordelle verschleppt wurden. Die "Statue eines Friedensmädchens" stammt von dem koreanischen Bilderhauerpaar Kim Eun-sung und Kim Seo-kyung, sie ist inzwischen zu einer Art Prototyp für das Gedenken an diese Kriegsverbrechen geworden. Es gibt sie in mehreren Ländern, auch in Deutschland.
Doch nicht überall, wo man sie errichten wollte, konnte dies auch geschehen. Im September 2016 verzichtete die Stadt Freiburg darauf, eine "Trostfrauenstatue" aufzustellen, nach Androhung der japanischen Partnerstadt Matsuyama, die Städtepartnerschaft aufzukündigen. Im März 2017 wurden im oberpfälzischen Wiesent nach mehreren persönlichen Besuchen des Japanischen Generalkonsuls aus München zwei neben einer "Trostfrauenstatue" angebrachte Informationstafeln entfernt. Im Besucherzentrum der Gedenkstätte Ravensbrück in Brandenburg wurde im April 2017 nur für einige Wochen eine kleine "Trostfrauenstatue" ausgestellt. Trotzdem bat die Japanische Botschaft, diese zu entfernen. Insa Eschebach, die Leiterin der Gedenkstätte Ravensbrück, sagt dazu: "Wenn die Aufstellung nicht ohnehin temporär gewesen wäre, hätte das durchaus eskalieren können." Es sei "bemerkenswert, dass eine so kleine Figur so einen Aufruhr auslösen kann."
In Hamburg kam es im vergangenen Jahr zu einem ähnlichen Vorfall. Irene Pabst, Referentin vom Frauenwerk der Nordkirche, sagt, es habe gleich nach der Eröffnung einer temporär im Dorothee-Sölle-Haus ausgestellten "Trostfrauenstatue" im August 2018 einen Anruf vom Japanischen Konsulat in Hamburg gegeben. Sowohl Konsulin Maruyama wie Generalkonsulin Kikuko Kato hätten wiederholt gefordert, die Statue zu entfernen. Die Begründung: Vieles in den Begleittexten sei historisch unwahr. Außerdem sei die Problematik durch ein Abkommen zwischen Japan und Südkorea abschließend geklärt. Der Vorschlag einer gemeinsamen Veranstaltung, bei der über dieses Thema diskutiert werden könne, wurde von japanischer Seite abgelehnt. Irene Pabst bedauert dies.
Das Schicksal der im Zweiten Weltkrieg in japanischen Feldbordellen missbrauchten, begrifflich als "Trostfrauen" verharmlosten Frauen gilt in Japan als Tabuthema. 1993 hatte Japans Regierung mit der sogenannten Kono-Erklärung anerkannt, dass ihre Armee diese Feldbordelle betrieb. Viele Frauen wurden auch mit direkter Hilfe von japanischen Beamten und Militärpersonen in die Prostitution verschleppt, so die Erklärung. Japans heutiger Premierminister Shinzo Abe hat die Fakten stets bestritten. Er wollte die Kono-Erklärung widerrufen, verzichtete aber auf Druck Washingtons darauf. Die Vorgänge in Hamburg wurden damals nicht öffentlich gemacht.
Konfrontiert mit den Berichten, verschicken japanische Konsulate Broschüren
Es ist Irene Pabst wichtig, sowohl auf die Schicksale der koreanischen "Trostfrauen" als auch auf die streitbare Haltung der japanischen Vertreter aufmerksam zu machen. Sie verweist etwa auf einen Vorfall in Bonn, wo die Einmischung des japanischen Konsulats dazu führte, dass die Aufstellung einer Statue im August 2018 verhindert wurde. Marianne Pitzen, Leiterin des Frauenmuseums in Bonn, erklärt, Vertreter des japanischen Konsulats hätten ihr erklären wollen, "wie toll der japanische Staat mit dem Thema umgeht." Der Vizekonsul habe persönlich Kontakt zu ihr aufgenommen und gefordert, die Statue nicht auszustellen.
"Wir standen damals unter Druck", sagt sie nun, ein Jahr nach dem Vorfall. Von Mai bis Ende August 2018 habe man diskutiert und schließlich eine "diplomatische Entscheidung" getroffen: die Statue wurde nicht ausgestellt. Stattdessen sei eine eigene Statue in Auftrag gegeben worden, die nun allgemein auf Gewalt gegen Frauen in Kriegssituationen aufmerksam machen soll. Doch Pitzen betont: "Ein gewisses Unbehagen meinerseits bleibt."
Im Rahmen des evangelischen Kirchentages in Dortmund im Juni des Jahres kam es wieder zu Querelen. Der japanische Generalkonsul Düsseldorfs Masato Iso hatte das Missfallen der japanischen Regierung über die Aufstellung einer "Trostfrauenstatue" im Industriemuseum "Zeche Zollern" zum Ausdruck gebracht, stellte allerdings keine weiter reichenden Forderungen, als man ihm erklärte, dass es sich nur um eine zeitlich begrenzte Ausstellung handle.
Konfrontiert mit den Berichten über solche Vorfälle in Deutschland, nahm das japanische Konsulat in Hamburg stellvertretend auch für Düsseldorf Stellung: es verschickte Broschüren des japanischen Außenministeriums, welche die japanische Sicht auf die historischen Ereignisse darstellt. Darin wird auch ausdrücklich die "Trostfrauenproblematik" behandelt. Japans Regierung habe sich ernsthaft mit der Thematik auseinandergesetzt und sie erkenne an, dass die "Trostfrauenproblematik" die Ehre und Würde vieler Frauen berührt habe. Doch sei sie dank der "großen diplomatischen Bemühungen" beider Regierungen von Japan und Südkorea im Dezember 2015 "endgültig und unumkehrbar gelöst" worden.
An diesem Mittwoch findet eine vom Korea-Verband organisierte Mahnwache zum Internationalen Gedenktag für die "Trostfrauen" vor dem Brandenburger Tor in Berlin statt. Eine "Trostfrauenstatue" wird dabei sein.