Stolz präsentieren sie den Inhalt ihren Frauen, zunächst bündelweise als Porträts, Denkmäler, Bauten, Landschaften, Vehikel, Tiere, Pflanzen, dann wie Spielkarten vom Stapel: Die große Pyramide von Gizeh, das Parthenon, Versailles, Angkor Wat, die Kathedrale von Mexiko, der Kölner Dom, der Stuttgarter Hauptbahnhof ...
An diese Ordnung der Bilder aus dem Film "Les carabiniers" von Jean-Luc Godard (1962) erinnert heute der französische Künstler Aurélien Froment, der auch Postkarten auf die Kinoleinwand zaubert: Aus pechschwarzem Hintergrund treten der Kopf, der Rumpf und die Hände eines schwarzgekleideten Magiers ins Licht. In der einen Hand hält er einen Stapel Kleinbildaufnahmen, aus dem er wie ein Taschenspieler einzelne Bilder hervorzieht: lauter Postkartenmotive, vom schiefen Turm von Pisa und dem Moulin Rouge von Paris bis zu bunten Porzellanfiguren. In der nächsten Sequenz dehnt dieser Bildermann seine Fingerspiele auf die ganze Glasplatte aus, verlegt, verschiebt, und arrangiert scheinbar völlig beziehungslose Bildmotive zu neuen, frei assoziierten Gruppen. "Théâtre de poche" ("Taschentheater") nennt Froment seine Arbeit, die an Marcel Prousts Laterna Magica erinnert. Die Bilderarbeit unseres Gedächtnistheaters sucht sie nicht nur zu reproduzieren, sondern auch nach ihren geheimen Konstruktionsprinzipien zu erforschen.
Serie: Do-Mino 2008 No.4 (pp. 104-105): Raphael, The Disposition, (1507)/ Photographer Unknown (AP, Haaretz), Palestinians Evacuating a Youngster in a Demonstration by the Wall in Bidu (27.02.2004) Foto:Michal Heiman