Konzertsaal-Debatte:Kurze Bauzeit, niedrige Kosten

Das Orchester wird hier auch im Alltag seine Proben halten können, sein eigenes Zuhause bekommen; ein Gastspiel-Betrieb ist nicht vorgesehen, davon gibt es schon genug in den Nachbarstädten Essen und Dortmund.

Konzertsaal-Debatte: Die Gesamtkosten für den Bau liegen unter 34 Millionen, 14,6 Millionen davon gaben private Spender. Abb.: Bochumer Symphoniker, Bez+Kock

Die Gesamtkosten für den Bau liegen unter 34 Millionen, 14,6 Millionen davon gaben private Spender. Abb.: Bochumer Symphoniker, Bez+Kock

Die Akustik des Saals - ein Hauptstreitpunkt in München - wird in Bochum von Fachleuten betreut: Eckard Mommertz vom Büro Müller-BBM in Planegg, der an der TU München Vorlesungen über Raumakustik hält, sowie vom Büro Kahle Acoustics in Brüssel - dieses plante auch den Klang in der neuen Pariser Philharmonie, im Musiktheater Linz sowie im viel gelobten KKL-Konzertsaal in Luzern.

Es wird in Bochum eine Weiterentwicklung der bewährten "Schuhkasten"-Bauweise geben, verbunden mit einer behutsamen Umrundung von Dirigent und Orchester durch weitere Zuschauerplätze. Man weiß ja erst am Ende ganz genau, wie es klingt. Aber es sieht vielversprechend aus.

Der Entwurf des gesamten Ensembles stammt vom Stuttgarter Architekturbüro Bez+Kock. In der Mitte steht, geschickt eingefügt, eine entweihte Kirche, die einstige katholische Marienkirche. Sie wird als Foyer und für Kammerkonzerte genutzt werden.

Die Kirchenglocke, viereinhalb Tonnen Bochumer Stahl aus der Glanzzeit der Schwerindustrie, wird zum Pausen-Gong umfunktioniert. Zur anderen Seite liegen außerdem endlich ordentliche Veranstaltungsräume für den Nachwuchs, für Chöre und Jugendorchester: Die Musikschule der nicht gerade reichen 360 000-Einwohner-Stadt hat 160 festangestellte Musiklehrer und 10 000 Musikschüler.

Jetzt kann die Basisarbeit gleich bei den "Großen" nebenan stattfinden. Umgekehrt sind Bochums Symphoniker sehr aktiv in der musikalischen Bildungsarbeit mit Kindern aus allen Schichten: "Jedem Kind ein Instrument." So viel zur elitären Hochkultur.

Und: Nicht nur, dass dieses Großprojekt, wenn alles weiter nach Plan geht, zum Ende dieses Jahres fertig sein wird, also nach zwei Jahren. Nein, mit einem satten Glockenschlag muss man vor allem auch auf die Gesamtkosten hinweisen: knapp unter 34 Millionen Euro.

"Geduld und Spucke"

Das bedeutet: Für eines der viel beachteten Metropolen-Megavorhaben bekäme man mindestens zehn Bochumer Konzertsäle! Ebenso erstaunlich ist, dass von dieser Summe 14,6 Millionen Euro von privaten Spendern bezahlt werden. Das ist ein gewaltiges Bürgerengagement in einer Stadt, in der es keine Millionärsdichte wie in München oder Wiesbaden gibt, keinen Riesenkonzern, kein Dax-Unternehmen, nur Mittelstand.

Um das Geld von Kleinspendern und von den dickeren Fischen einzusammeln - etwa vom Gründer der Lottofirma Faber und von vielen anderen -, brauchte es "Geduld und Spucke", wie es die Beteiligten ausdrücken.

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