Konzertsaalbau:Aufbruch an der Brache

5300 Quadratmeter

ist das Grundstück im Werksviertel groß, auf dem Münchens neues Konzerthaus entstehen soll. Das ist etwas mehr als die Grundfläche der Elbphilharmonie. Diese beeindruckt aber durch ihre Höhe von bis zu 110 Metern. Das Münchner Haus wird dagegen wohl nicht höher als 40 Meter werden. Unter dem Wellendach der Elbphilharmonie sind aber neben den Musiksälen auch 45 Eigentumswohnungen, Geschäfte, Restaurants und ein Hotel mit 250 Zimmern untergebracht. Das soll es in München rund um das Konzerthaus im Werksviertel geben. Vergleichbar sind die Größen der Konzertsäle: Die Elbphilharmonie hat im großen Saal Platz für 2100 Zuhörer, in zwei kleineren für 550 und 170. In München soll der zentrale Saal 1800 Gäste fassen, zwei kleinere 600 und 200 Zuhörer. Am 9. Dezember startet in München der Architektenwettbewerb, in Hamburg eröffnet am 11. Januar 2017 die Elbphilharmonie.

Das Hamburger Projekt spornt Gäste des Salons für München an

Von Egbert Tholl

Kaum ist das Podiumsgespräch vorbei, kleben alle an der Scheibe. Von der White Box aus hat man einen perfekten Blick auf das Areal, auf dem der neue Konzertsaal entstehen soll. Auch wenn es noch niemandem gelingen mag, sich selbst mit größter Begabung zur Fantasie dort, wo jetzt ein paar Bagger herumstehen, einen Konzertsaalbau vorzustellen: In einem sind sich die Besucher des Kultursalons einig: "Das ist ja riesig!" Vier blau leuchtende Pylonen markieren die Ecken der Fläche, die für den Neubau zur Verfügung steht. Wenn nicht alles täuscht, so wird eines deutlich: Hier hat man mehr Platz zur Verfügung als an allen anderen Standorten, die für den Neubau diskutiert wurden (sieht man mal vom gigantischen Komplex der Paketposthalle ab)

. Länger als eine Stunde haben die Besucher des Salons während des Gesprächs mit Christoph Lieben-Seutter auf eine Diashow mit Impressionen von der Elbphilharmonie blicken können. Die Bilder sind hochgradig beeindruckend, doch sie erzeugen bei den Gästen alles andere als Resignation, etwa in dem Sinn: Die Hamburger haben nun den tollsten Saal der Welt, dann kann man ja in München eh nicht mehr mithalten. Gut, man hat hier keinen Hafen, die Isar taugt gerade eben zum Floßfahren - aber München hat doch längst einen Saal an vergleichbarer Stelle wie in Hamburg, nur ohne Meer. Wenn die Gasteig-Philharmonie dort erst einmal umgebaut ist und dann auch das neue Konzerthaus im Werksviertel steht, dann, ja dann brauche man überhaupt nicht mehr nach Hamburg schauen. Und: Wenn die Hamburger nach so vielen Planungsmissgeschicken und finanziellen Abenteuern diesen Saal hinkriegen, dann werde das in München erst recht klappen, so der Tenor. Entsprechend fröhlich ist die Stimmung, zumal bei den Vertretern des BR-Symphonieorchesters, bei den Konzertsaal-Streitern Kurt Faltlhauser, ehemals bayerischer CSU-Finanzminister, und Wolfgang Heubisch, einst bayerischer FDP-Kunstminister. Aber auch die Vertreter der Münchner Philharmoniker und Gasteig-Chef Max Wagner versprühen Optimismus, wenngleich Wagner in dieser Woche ein wenig ins Grübeln gekommen ist, was die scharfen Sparappelle von OB Dieter Reiter für die Sanierung und den Umbau seines Hauses heißen könnten. Umso wichtiger sei die Botschaft: Zwei tolle Konzerthäuser können gemeinsam neues Publikum anziehen.

Zurückhaltender reagieren Vertreter der freien Konzertveranstalter, etwa Alexander Wolfrum. Denn auch wenn die Hamburger Kooperation mit den Freien heute sehr gelobt wird - auf dem Weg dahin habe es viel Streit gegeben. So mahnt Wolfrum an, der Freistaat müsse die freien Konzertveranstalter dringend mehr einbeziehen, gerade wenn es um die Frage eines Betreibermodells für das neue Haus gehe.

Werner Eckart treiben solche Sorgen kaum um. Ihm, dem Pfanni-Erben, gehört das Meiste hier im Werksviertel, und er freut sich über all das, was da kommen wird. Er selbst brauche auch gar keinen architektonisch spektakulären Bau, um glücklich zu werden. Hauptsache, der neue Saal klinge gut. Andere befürworten eher architektonische Lösungen, die am besten sogar die Elbphilharmonie in den Schatten stellen. Einig sind sich aber alle: Dort unten in der Grube steckt eine der größten Hoffnungen für die Kulturstadt München.

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